Software, CD-ROMs und DVDs

Seit den 80er Jahren wird von Lehrern das Wort Computer-Anwendung bevorzugt gleichgesetzt mit "Textverarbeitung" oder "Tabellenkalkulation" oder "Programmieren". Seither hat sich aber sehr viel auf dem Softwaremarkt verändert, das DOS-Zeitalter ist endgültig vorbei. Heute liegt der Schwerpunkt der Computer-Anwendung eher beim Bild, beim Gestalten von Text und Bild und beim interaktiven Multimedia.

Das hat auf die Schule sehr positive Auswirkungen.
Steht Gestaltung bei neuen Computer-Anwendungen im Mittelpunkt, so sind die Handlungsorientierung als didaktischer und die Informationsverarbeitung als methodischer Ansatz jeweils ein geeigneter Weg um Basissoftware in das Unterrichtsgeschehen zu integrieren. Ganzheitliches Lehren und Lernen wird möglich, die Anwendung, also der fachliche Inhalt selbst, ist wichtiger als die Software. Intuitive, standardisierte Benutzeroberflächen der Software verkürzen die Einarbeitungszeit in neue Programme erheblich. Auch das gleichzeitige Arbeiten mit verschiedenen Programmen ist deshalb heute kein Problem mehr.

 


Die Software-Situation im Fach Erdkunde
Seit der Frühzeit der Computer in der Schule (Sinclair, C64, Atari, Amiga) gibt es Computer-Anwendungen im Fach Erdkunde.
Globus, Kartenprojektion, Klimadiagramm, Bevölkerungspyramide und Standarddiagramm waren die wichtigsten Themen schon in den frühen 80er Jahren. Mit der Entwicklung der satellitengestützten Erdbeobachtung und der professionellen Flugsimulatoren entstanden komplexe geographische Informationssysteme (GIS) und Raytracingprogramme zur Berechnung künstlicher Landschaftsansichten. Diese Programme sind heute teilweise so bedienerfreundlich, dass sie schon von 12-jährigen Schülern "spielerisch" benutzt werden können. Nun liegt es an uns Lehrern, diese Software inhaltlich nutzbar zu machen.

Digitaler Globus und digitale Karte ersetzen nicht nur die Wandkarte, sie ergänzen sie zudem durch interaktive Elemente wie Wechsel des Maßstabs, Wechsel des Kartentyps, Anzeige der Zeitzonen usw.
Klimadiagramme, Bevölkerungspyramiden und Diagramme z.B. zur Wirtschaftsentwicklung gehören bereits zum erdkundlichen "Grundwortschatz". Neu ist der Umgang mit künstlichen Landschaften und mit Satellitenbildern.
Bereicherungen kommen in jüngster Zeit auch aus der "Umkehr" der Filmtechnik, dem Virtual Reality.
Beim Film ruht der Betrachter, der Film bewegt sich.
Beim Virtual Reality bewegt sich der Betrachter weitgehend frei im scheinbar ruhenden Raum.

 


Multimedia - Was ist das? Die Frage ist notwendig, versteht doch jeder etwas anderes darunter.
Für die einen ist es eine streng geordnete Sammlung von verschiedenen Materialien, deren Elemente interaktiv abgerufen werden können, für andere ist Multimedia ein Programm zum Selbststudium (CBT = Computer Based Training), wieder für andere ist es ein durch Hyperlinks total vernetztes Informationsangebot wie ein Lexikon mit Querverweisen, wieder für andere ist wichtig, dass ein Thema (mit Hilfe eines Autorensystems) mit Animationen und einem besonderen Layout ausgestattet ist oder dass es den Charakter eines Spiels hat.
Aus der Sicht der Hersteller scheint es nur zwei Gruppen von Multimedia zu geben: CD-ROMs für den Home-Markt (=Nachmittagsmarkt mit Spielen, Trainingsprogrammen und CBT) oder für die Schule (=Vormittagsmarkt, noch ohne klares Konzept). Für die Schule wird leider nur sehr wenig angeboten, da wir Lehrer und die Schule wegen der bisher gezeigten Abstinenz keinen Markt darstellen.

Möchte man das für den Erdkundeunterricht geeignete CD-ROM-Angebot vom Homemarkt bewerten, so steht man erst einmal vor einem unlösbaren Problem. Wie sollte ein Leistungskatalog aussehen?

Jeder Lehrer wird sowohl Materialien als auch eine Multimedia-CD-ROM sehr unterschiedlich nutzen:
- Zur Unterrichtsvorbereitung oder im handlungsorientierten Schülereinsatz,
- als Konserve mit festem Ablauf (statt Video, nur eben interaktiv) oder als interaktiven Mediensteinbruch,
- zur Vermittlung von Orientierungswissen oder zur Vermittlung von tiefergehendem Fachwissen,
- nur als Einstieg oder als Kern für den dialogorientierten Fachunterricht.

Aus der Sicht der CD-ROM-Hersteller gibt es auch sehr unterschiedliche Vorstellungen zur schulischen Nutzung einer CD-ROM, das zeigt sich an der Lizenzvergabe:
Einzelplatzlizenz, Schullizenz (= verbilligte Einzellizenz), Schullizenz = Campuslizenz, Klassenzimmerlizenz, 10er Lizenz, 15er Lizenz, Netzlizenz, ...
Bei den Nutzungsrechten der Elemente einer Multimedia-CD-ROM ist vieles ungeklärt, fast so wie im Internet. Was bedeutet das Copyright? Was bedeutet ein Copyright für 1995 bis 1997 im Jahr 1999? Was ist geschützt? Die Gestaltung der ganzen CD-ROM oder jeder kurze Text und jedes Einzelbild? Trifft letzteres zu, so bedeutet dies: Nur ansehen, aber nicht benutzen! Im Zeitalter der digitalen Medien ist das ein Widerspruch zum Wesen der digitalen Medien.
Wie steht es um die Zitierfähigkeit von Texten, wenn Internetanbieter durch die Frametechnik den Originalanbieter unkenntlich machen? Bilder sind rechtlich nicht zitierfähig!
Für die Schule stellt sich also die zentrale Frage: Dürfen Bilder und Texte einer erworbenen Multimedia-CD-ROM frei benutzt werden, dürfen sie auszugsweise vervielfältigt werden? Nur zum Ansehen sind Multimediaprodukte zu teuer!!
Klare Regelungen für die Schule gibt es bei digitalen Medien nach meinem Wissenstand nicht.

Welche Schule und welche Erdkundefachschaft wird sich eine Klassenzimmerlizenz für 800 DM oder 1400 DM leisten können, wenn der Fachschaftsetat zwischen 300,- und 500,- DM im Jahr liegt? Wer wird solch eine Lizenz befürworten, wenn sie höchstens 2 bis 3 Stunden im Jahr mit einer Klasse im Computerraum genutzt werden kann? Dieser Preisansatz der Hersteller ist schulfremd.

Anders beim Einsatz über mobile Einzelcomputer im Fachunterricht. Da genügt eine Einzelplatzlizenz für eine ganze Schule. Dies ist durchaus im Interesse der CD-ROM-Hersteller. Warum? Erst die Vielfalt verfügbarer CD-ROMs wird den breiten schulischen Einsatz voranbringen. Für viele Themenfelder und für verschiedene Unterrichtssituationen müssen digitale Medien (=Multimedia) zur Verfügung stehen, damit eine breite Akzeptanz bei Lehrern um sich greift. Nutznießer sind schließlich die CD-ROM-Hersteller, weil sie einen großen Markt haben.

Für den Klassenzimmereinsatz im Fachunterricht lässt sich ein Bewertungskatalog für Multimediaprodukte leichter aufstellen:
- Kopierbarkeit von Einzeltexten?
- Kopierbarkeit von Einzelbildern?
- Kopierbarkeit von Multimediateilen (Themenmodule, Animationen)?
- Eignung für die Präsentation vor der Klasse (Lesbarkeit, Übersichtlichkeit)?
- (Wieder-) Auffindbarkeit von Elementen für eine Präsentation (Struktur der CD-ROM)?
- Kompaktheit von Kurzeinheiten (zu Begriffen, Themen) gegeben?
- Visualisierung komplexer Sachverhalte gelungen?
- Bereicherung für den Unterricht durch neue Ansätze?
- Anreize zur Weiterarbeit und zur Kommunikation in der Klasse?
- Qualität der Bilder (Auflösung) ausreichend?
- Geräteanforderungen (Bildschirm, Prozessor, etc.) zeitgemäß?
- Bedienungskomfort (Zoom, Zwischenablage, Menüführung, Abspeichern, Drucken, Suchen,...) gegeben?

 

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