Das Konzept
"Europa-Reisen" ist ein auf die 7.Jgst. zugeschnittenes Unterrichts-Szenarium für den Erdkundeunterricht zum aktuellen bayer. Lehrplan (1-stündiges Fach). Das
Szenarium ist auf den neuen Fachlehrplan (ab 2005)
leicht
zu übertragen (an die Stelle von Europa tritt
dann die Dritte Welt, der Unterricht ist dann zweistündig).
Das Europa-Beispiel zeigt die Möglichkeiten zur Einbindung der Fächer Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte und Kunst in den länderkundlich orientierten Ek-Fachlehrplan. Schüler spielen ein Jahr lang das
Team eines Reisebüros, die Aufgabenbereiche wechseln
nach Plan (Lernen an Stationen). Die Kontakte zur Wirklichkeit laufen über örtliche Reisebüros und über Befragungen (Eltern, Mitschüler). Die Inhalte wählen die Schüler aus dem Lehrplan aus. Der
Lehrer erläutert dazu die im Lehrplan enthaltenen
Inhalte und Ansatzpunkte. Arbeitsteilig wird der Frage nachgegangen: "Was ist in anderen Ländern anders als bei uns?" Alle Präsentationen der
Schüler müssen hierauf Antworten geben. Über den Vergleich von Schulbüchern und die kontinuierliche Internetrecherche entstehen nachhaltige Vorstellungen von den Ländern Europas. (Zu dieser neuen Sicht betreffend Staaten und Länder arbeitete Prof. Schrettenbrunner,
Didaktik der Geographie an der Uni Nürnberg-Erlangen). Die Arbeit mit Mindmaps bzw. mit Bildern/Karten/Diagrammen hilft die Inhalte zu vertiefen. Die Lehrer spielen bei
diesem Konzept mehrere Rollen: - Der Ek-Lehrer ist Chef des Reisebüros, er organisiert die Arbeiten. -
Alle Lehrer treten als Experten für inhaltliche und methodische Fragen auf. -
Lehrer spielen zusammen mit Eltern aber auch Geschäftskunden, sie lassen sich Reiserouten ausarbeiten oder lassen sich über Reiseziele berichten. Die Präsentationen zu den Besonderheiten und zur Andersartigkeit einzelner Länder oder
Ländergruppen erstellen die Schüler alleine
oder in Kleingruppen. (=
vertikaler und horizontaler Lerntransfer nach Weinert) Die
methodische Gliederung des Jahrespensums nach Arbeitsbereichen
ermöglicht es, das Anforderungsniveau im Unterricht
allmählich zu steigern. Damit wird der Kompetenzgewinn
zur Leitschnur für die Unterrichtsplanung. Die Ergebnissicherung erfolgt zuerst über Poster, dann
über virtuelle
Hefte (HTML) und PowerPoint-Darstellungen.
Die Notengebung erfolgt sowohl in traditioneller Art (Wissens-Test) als auch
auf neuen Wegen (kompetenter Umgang mit ... ) im
Sinne der metakognitiven Kompetenzen (nach Weinert).
Die Wirkung
der steten Handlungs- und Wertorientierung wird
sich nicht messen lassen, die bisherige Erfahrung
mit einem ausschließlich handlungsorientierten Wissens- und Kompetenzerwerb zeigt
aber, dass sich das schulische Arbeitsklima sehr
stark
verbessert.
Zur Situation
in der Projektklasse
Die Klasse
7e hat 21 Buben und 6 Mädchen. Die erste Fremdsprache
ist Englisch, die zweite ist Französisch.
Der Zusammenhalt
in der Klasse ist ausgesprochen gut. Gemeinschaftsaktivitäten,
wie die Gestaltung des Klassenzimmers, waren sehr
erfolgreich. Für das Intranet der Schule konnte
die Klasse selbständig eine eigene Website
entwickeln. Auch die wöchentliche "Klassenstunde"
hat die Klasse für den notwendigen Teamgeist
sensibilisiert. Die individuelle Leistungsfähigkeit
schwankt von Schüler zu Schüler stark.
Die technische
Ausstattung als Voraussetzung für das Projekt: -
bei Bedarf mobile PC-Einheit mit Beamer und Internetzugang
im Klassenzimmer - bei Bedarf (bis 15) mobile
Notebooks mit Internetzugang im Klassenzimmer -
bei Bedarf Nutzung des Computerraums mit Internetzugang
Leitfach
des Szenariums: Erdkunde, 1-stündig, Lehrplaninhalt:
Länderkunde von Europa
Weitere Fächer:
Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte,
Kunst
Vorerfahrungen
der Lehrkräfte: InfoSCHUL-Projekte zum Einsatz
der Neuen Medien
Zur Umsetzung
des Konzepts "Reisebüro" für
13-jährige Schüler
Pädagogische
Zielsetzung: -
Die Erfahrungen mit der realen Reisebranche in Form
von Rollenspielen (mit wechselnden "Stationen")
wirken stark motivierend. Die Arbeit in der
Gruppe, die Auswahl der Inhalte durch die Schüler,
der Wettbewerb zwischen den Gruppen (z.B. Ländern)
und der ständige Technikbezug wirken
belebend. - Die Schülerpersönlichkeiten
werden durch den "individualisierten"
Wissens- und Kompetenzerwerb innerhalb der Arbeitsgruppen
gestärkt. Jeder findet seinen Platz im sozialen
Gefüge der Klasse.
Didaktische
Ansätze: -
Die Schüler müssen das Bewerten von
Situationen und Inhalten lernen. Über den
kontinuierlichen Auftrag des Vergleichens "Was
ist anders als bei uns?" wird dies vorangetrieben.
Der Auftrag beinhaltet auch, die gefundenen Unterschiede
zu reflektieren und zu visualisieren (Bildvergleich, Diagramme, ...
als Arbeitstechniken). -
Die Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit
erfolgt über exemplarische Vertiefungen und
über die Anschauung im schulischen Nahraum.
"Was ist anders als bei uns?" hilft hierbei. -
Definierte Arbeitsbereiche helfen das Anforderungsniveau
im Unterricht allmählich im Verlauf eines Schuljahres
zu steigern. Nicht Land für Land wird abgehakt,
sondern ein Land bzw. eine Ländergruppe wird vom
Schüler allmählich erarbeitet,
die Einzelergebnisse werden entsprechend dem Lernfortschritt
(z.B. über Lernen an Stationen, Rollenwechsel)
ausgetauscht. Über das schrittweise Erlernen
von Arbeitstechniken werden die Inhalte allmählich
vertieft und vernetzt. Der Kompetenzgewinn ist damit
Leitschnur für die Unterrichtsplanung innerhalb
des Schuljahres. -
Nachhaltiges Lernen wird durch die Forderung
nach kontinuierlichem Abarbeiten der "vollständigen
Informationsverarbeitung": Recherche - Bewertung
und Auswahl - Neuformulierung - Präsentation
erreicht. Auch die Reflexion über den geeigneten
Einsatz von Medien und Arbeitstechniken hilft, die
Inhalte neu, d.h. aus anderer Sicht, zu überdenken.
Zur Rolle
des Lehrers: -
Der Lehrer als Chef des Reisebüros bestimmt
die Arbeitsweise und die Ausbildung seines Teams. - Der Lehrer
als Experte berät beim Einsatz von Arbeitstechniken,
Methoden und bei der Auswahl von Inhalten. Die optimalen
"Einsatzorte" der Experten hängen
vom Geschehen in der Klasse ab. Der fachübergreifende
Ansatz wird primär von den im Szenarium tätigen
Fachlehrern getragen. -
Der Lehrer als Geschäftskunde verändert durch
seine Anfragen die Bedingungen für die Simulation "Reisebüro".
Ablauf und
Arbeitsteilung: -
Der Lehrer entwickelt zusammen mit den Schülern
das Konzept für das Reisebüro (Mindmap-Einsatz
zum Brainstorming) und vergibt die Aufträge
für die Kontakte (Befragungen) zu einem Reisebüro.
Schüler referieren hierzu. -
Die Schüler wählen dann im Lehrplan die sie
interessierenden Inhalte (insbes. Länder und
Tätigkeitsfelder) aus. -
Gegliedert nach Arbeitsbereichen führt der
Lehrer im Verlauf des Schuljahres in die notwendigen
Arbeitstechniken ein (= Schulungen seines Teams).
Die Arbeitstechniken sind hier sehr weit gefasst:
Lerntechniken, Präsentationstechniken, Softwareschulungen,
Beobachtungs- und Messtechniken, Auswertungstechniken.
Der eigentliche Kompetenzerwerb erfolgt hier. - Zwischenberichte
und virtuelle Hefte sind die gemeinsame Lerngrundlage,
denn jeder muss über alle Inhalte Auskunft
geben können. - Lernen durch Lehren im kleinen
Stil kommt zum Einsatz, um erworbenes Einzelwissen
an andere weiterzugeben. Handouts mutieren zu kleinen
Prospekten zu vorgestellten Ländern. Auch ein
Wechsel der Rollen oder das Lernen an Stationen
hilft das Wissen in der Klasse zu verteilen. - Handwerkliche Ausführungen
(z.B. Umgang mit Software, Website des Reisebüros,
Schaufenstergestaltung) liegen bei Einzelschülern. -
Über die anfallenden organisatorischen Aspekte (warum macht
wer was?, ...) muss jeder Schüler Auskunft geben können.
Visionen
zu den Lernzielen im Jahresverlauf:
"Was
ist anders als bei uns?" oder "Wie
lassen sich topographische Informationen mit Inhalten
versehen?" Die Bezüge zum Heimatraum
stellt der Lehrer her, ferne Gebiete/Länder
erschließen die Schüler in Kleingruppen
oder in Einzelarbeit. Der Lehrer entwickelt die
Bewertungsmaßstäbe für den jeweiligen
Vergleich und zeigt mögliche Arbeitstechniken
auf. Der Lehrer organisiert die Informationsverarbeitung
(zur Länderkunde) in Form von sog. Arbeitsbereichen,
um das Anforderungsniveau an den Lernfortschritt
anpassen zu können.
Jeder Schüler beschafft sich für
"sein" Land die notwendigen Fachinformationen
um sie dann einer vollständigen Informationsverarbeitung
zu unterziehen. Jeder Arbeitsbereich bildet die
Thematik für einen oder mehrere "Lehrgänge" für das Reisebüro-Team.
Am Ende steht jeweils ein kleiner Wissens-Test und
eine Prämierung der besten Einzelleistung.
Diese wird im Schaufenster des Reisebüros (=Schaukasten)
veröffentlicht.
Nachfolgende
Arbeitsbereiche füllen topographische Aussagen
mit Inhalten und helfen das Anforderungsniveau schrittweise
zu erhöhen:
Hier
ein Überblick zu den Arbeitsbereichen verteilt
über das Schuljahr:
1. Einführungs-Workshop
für das neue Reisebüro-Team (Stadt-Land-Fluss)
- Expertenwissen
zu einzelnen Ländern (Recherche und Gestaltung
der Ergebnisse, gelenkte individuelle Wissensaneignung
im Niveau von "Stadt-Land-Fluss")
2. Schulungen
zur Informationsverarbeitung (Arbeitstechniken,
Arbeitsmethoden) Wie gehe ich mit aktuellen
Informationen um?
- Aktueller
Wetterbericht zum Großraum (Informationsverarbeitung
mit Satellitenbildern aus dem Internet) -
Die Länder und ihre Darstellung im Internet
(Recherche, Perspektivenwechsel zwischen Fremdsicht
und Eigensicht) -
Die Organisation eines Reisebüros (Umfrage)
()
-
Werbung und Information in der Reisebranche
(zur Gestaltungsmöglichkeit der "Andersartigkeit")
()
-
Zur Ausarbeitung einer Urlaubsfahrt (vollständige
Informationsverarbeitung) ()
3. Workshops
zum Thema Klima (Was ist anders als bei uns?) -
Klimasituationen als stärkste Motivation
für die Touristen
4. Workshops
zum Thema Kulturlandschaft (Was ist anders als
bei uns?) - Die Landwirtschaft als Gestalter
der Landschaft -
Die Infrastruktur als Basis der Wirtschaft
-
Kultur- und Naturdenkmäler als besondere
Ziele des Tourismus ()
Der Wissensinput
für die Schüler wird in Form von Workshops
und Referaten "inszeniert", damit soll
das Auge auf die berufliche Wirklichkeit des "ständigen
Lernens" gelenkt werden. Die Workshops und
Schulungen für das Team (Schüler) werden
vom Leiter des Reisebüros (Ek-Lehrer) bei Bedarf
organisiert, also abhängig von der jeweiligen
Interessenlage im Team, von der Verfügbarkeit
des Computerraums, von aktuellen Ereignissen, von
den Möglichkeiten der Fachexperten (Lehrer
der Nachbarfächer Deutsch, Geschichte, Englisch,
Französisch, Kunst, dazu die Themengebiete
()).
Die Workshops garantieren einen hohen Wissens- und
Kompetenzstand, die kontinuierliche Verbesserung
bzw. Ergänzung der "virtuellen Hefte"
hilft die individuellen Arbeitstechniken allmählich
zu verfeinern.
Die Evaluation
erfolgt über die 7 Leitfragen von "Unterricht-innovativ"
Zwischenergebnisse
in der Klasse 7e z.T.
nur im Intranet der Schule wegen Urheberrechts-Problemen
- Mindmaps
zur Arbeitsverteilung im Reisebüro - Befragungsergebnisse
zur Tätigkeit im realen Reisebüro -
Liste mit der Arbeitsverteilung (Länder und
Tätigkeitsfelder) - Grundraster zu ermittelnder
Länderdaten für Vergleichszwecke -
Beispiel für eine HTML-Dokumentation (virtuelles
Heft) - Beispiel für einen Prospekt bzw.
Flyer zu einem Land - Beispiel für eine
Schaufenstergestaltung - Schülerideen zu
Arbeitstechniken zur Frage "Was ist anders
als bei uns?" - Ausarbeitungen je einer
Reise nach ... (Englisch, Französisch, Geschichte) -
Europa-Wetterbericht mit Anleitung und passenden
Links - Umfrageergebnisse zu den motivierenden
Faktoren in der Reisebranche - Muster für
Leistungstests
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