Das
Werden einer Kulturlandschaft
Die Agrargesellschaft
mit ihren sozialen
und organisatorischen
Abhängigkeiten bestimmt – das
Bodennutzungssystem, –
die Flurformen und
–
die Siedlungsformen. Eine
Kulturlandschaft ist deshalb nur aus ihrer Entstehungsgeschichte
erklärbar.
Zusammenfassung der
Komponenten:
- Naturgegebenheiten, Lebensgewohnheiten
und Marktnähe formen das Bodennutzungssystem, -
Individual- oder Gemeinschaftswirtschaft, Art der Besitznahme, Erbrecht
und soziale Abhängigkeiten bestimmen die Flurform, -
das gesellschaftliche System bestimmt die Siedlungsform, alle
drei zusammen sind Abbild der (Agrar-)Gesellschaft.
Der
Einfluss der Klimaschwankungen
Die
Siedlungsperioden und das Klima
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1.
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Vorgeschichtliche
Besiedelung durch Grmanen und Kelten
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kühl
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2.
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Römerzeit bis
ins 4.Jah.
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warm
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3.
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Germanische Landnahme
im 4.-7.Jh. (Völkerwanderungszeit)
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kühl
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4.
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Frühmittelalterliche
Ausbauzeit im 7.-9.Jh.
|
warm
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5.
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Hochmittelalterliche
Ausbauzeit im 9.-14.Jh.
|
warm
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6.
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Spätmittelalterliche
Wüstungsperiode
|
kühl
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7.
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Absolutistische
Gründerzeit im 17.-18.Jh.
|
kühl
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8.
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Siedlungsausbau
im Industriezeitalter
|
warm
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9.
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Globalisierung,
Völkerwanderungen, Desertifikationen im 21.Jh.
|
sehr warm
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Die Vergabe
von Land: (Königsfreiheit) Vergabe
von Königshufen an Adelige und Kirche als Lehen, abhängige Bauern
erhielten Streifen innerhalb der Gewanne zur Bewirtschaftung.
- Alte Siedlungsformen:
Drubbel
und Haufendörfer mit Langstreifenflur
- Neue Siedlungsformen:
–
lineare Siedlungen mit Streifeneinöden – Wurten (Nordsee)
mit Blockgemenglage
- Die Ablösung der Feld-Gras-Wirtschaft
von der einfachen Dreifelderwirtschaft
begann allmählich.
Die Germanen und Slawen
vor 1000
Zoom!
Das
hohe Mittelalter 9.-14.Jh.
Hier gab es zwei sich ergänzende
Entwicklungen: a) Der
Ausbau im sog. deutschen Altsiedelland:
Für die wachsende Bevölkerung mußte neues Land erschlossen werden.
b) Die Ostkolonisation
im slawischen
Osten: Schutzbedürfnis gegen fremde Völker aus dem Osten, Missionierung
und Landgewinn für die eigene Bevölkerung waren wesentliche Motive,
der Einfluß der Städte (Hanse) verstärkte die Entwicklung.
Zur Vergabe von Land:
- Grundherren
vergaben größere Ländereien zur Anlage von Wald-, Marsch- oder
Moorhufendörfern, erste Anger- und Straßendörfer mit Plangewannflur
für die Dreifelderwirtschaft entstanden.
- Im Rahmen der Rodungsfreiheit
erhielten einzelne
Bauern
die Möglichkeit zur Anlage von Einzelhöfen und Weilern mit Block-
und Blockgemengflur, gelegentlich schon mit der neuen Dreifelderwirtschaft.
Deutsches Altsiedelland
um 900
Zoom!
- Alte Siedlungsformen
im slawischen Bereich: Haufendörfer mit Blockgemengflur
- Neue Ansiedlungen erfolgten
zuerst in Form von Rundlingen
mit Streifeneinöden, dies insbes. im Bereich der Ostmarken.
- Neue Ansiedlung bei
starker Landesherrschaft erfolgte in Form von Anger-
oder Straßendörfern mit
Plangewannflur (keine Streifeneinöden, keine Hufen!) Klöster,
Adel und Ritter schufen die Grundlage für die späteren Großgüter
im deutschen Osten.
- Die Siedler wurden planmäßig
angeworben, für die Neusiedler gab es Sonderrechte.
Deutsche
Ostkolonisation 10.-14.Jh.
Zoom!
Die
Hanse und der Deutsche Ritterorden bestimmten den Weg
Zoom!
Die spätmittelalterliche
Wüstungsperiode 1250
bis 1550
Zahlreiche Orte und Fluren
wurden aufgegeben: -
falsche Einschätzung von Klima und Böden - Mangel an Arbeitskräften
(durch die Pest) -
Klimaverschlechterung (Ernteausfälle, Wanderungen der Normannen,
der Schweden, der Slawen) - Nordsee-Flutkatastrophe: große Mandrenke
von 1362 - viele Kriege, am Ende noch der 30jährige Krieg -
Rückgang der Bev. von 13 auf 8 Millionen
Karte
der Wüstungen
Zoom!
Der
Absolutismus
im 17.-18.Jh. und die 2. Ostkolonisation
Peublierungsmaßnahmen
sollten die wirtschaftliche Macht der Herrscher stärken. Große Anwerbeaktionen
lockten vor allem die unterdrückte Landbevölkerung und die wegen
ihres Glaubens verfolgten Städter (z.B. Hugenotten) an.
- Friedrich der Große
(Preußen)
- Maria Theresia (Österreich)
- Katharina die Große
(Rußland)
Alle Siedlungstätigkeiten
waren durchwegs geplant:
- Eindeichungen an der
Nordseeküste, Rodungen im Binnenland
- Moorkultivierungen an
Donau, Elbe, ...
Peublierungen
in Preußen
Zoom!
Das Potsdam
von Friedrich dem Großen
Zoom!
Mouseover
zeigt die Situation vor 1362 Mehr zu diesem
Thema ...
Zoom! Zur
Geschichte dieser Landschaftsumgestaltung. Unterschiedliche
Boden- und Grundwasserverhältnisse werden in diesem Bild der
Donauniederung bei Ingolstadt sichtbar. RGB=(543) vom 13.09.1999
(Ackerflächen sind rot bis lila)
Mit Karl-Wilhelm,
Markgraf von Baden-Durlach, hat sich die Rheinaue um Karlsruhe
verändert
Zoom!
(Mouseover!)
Vom absolutistischen
Fürsten als Gestalter der Landschaft bis zur heutigen vielfältigen
industriellen Prägung, von den Resten des ehemals mäandrierenden
Rheins bis zur regulierten Großwasserstraße, von der kleinen feinen
Wohnanlage bis zur Trabantenstadt, alles vereint dieses Satellitenbild.
Die Bauernbefreiung
im 19.Jh.
- Nach der Französ. Revolution
gab es auch in Deutschland schrittweise eine Befreiung der Bauern
von Leibeigenschaft und Erbuntertänigkeit. Herrschaftliche Rechte
wurden abgelöst.
- Die aufkommende Industrialisierung
mit dem Bau von Eisenbahnen veränderte die Lage der Landwirtschaft
grundlegend. Es entwickelten sich viele neue Abhängigkeiten.
Die Zeit
der Industrialisierung
Entwicklung der modernen
marktorientierten, industrialisierten Landwirtschaft:
- Intensivierung in Marktnähe
und Preisverfall mit Mechanisierung und Chemisierung (Dünger,
Pestizide etc.)
- Probleme in strukturschwachen
Gebieten, dadurch starke Landflucht in die Städte und Sozialbrache
auf dem Land
- Flurbereinigung als
Heilmittel gegen die Nachteile aus überkommener Agrarstruktur
- Im Gebiet der DDR werden
nach 1945 zuerst alle Großgrundbesitzer enteignet.
- Nach 1947 werden die
Bauern der DDR in die sozialistische Organisationsform der LPG
gezwungen. Immer größere agrare Produktionseinheiten werden
geschaffen.
- BRD und DDR gehen auf
getrennten Wegen zur Vergrößerung der landw.Betriebseinheiten.
Flurbereinigungen verändern die Kulturlandschaft. Nach der Wiedervereinigung
bricht das DDR-Agrar-System zusammen.
Beispiel
Rhön (Hessen): Die zwei Entwicklungen begegnen sich in einem
Bild
Zoom! Wo
verläuft die ehemalige Grenze zwischen BRD und DDR? Unterschiedliche
Bodennutzungssysteme zeigen sich in der Kulturlandschaft. RGB=(543)
vom 11.09.1999 (Ackerflächen sind rot bis lila)
Zoom!
Das Land zwischen Ammer-
und Starnberger See: Die Eiszeit, die Nähe zu München, die Nähe
zu den Seen gestalteten diese Freizeitlandschaft
Die Zukunft
unserer Kulturlandschaft im 21.Jh.
- Ökologischer Landbau
statt Agrarindustrie? Haben
auch kleine Betriebe eine Chance?
- Bekommen Bauern eine
neue Aufgabe? Erhalt der Landschaft für den Tourismus? Produktion
nachwachsender Rohstoffe?
- Wird es eine ökologische
Flurbereinigung geben?
- Wie wird die verlängerte
Vegetationszeit die Land- und Forstwirtschaft verändern?
- Wie wird der Energiemangel
unsere Landschaft verändern? (nachwachsende Rohstoffe, Solar-
und Windenergie)
Almeria
(Andalusien), Gemüse für Mitteleuropa
Zoom! Kofi
Annan hatte dieses Bild vor der UNO benutzt, um zu zeigen, wie
fragwürdig so manche Entwicklung ist.
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Teil 3: Siedlungstypen
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