Bahnlinie und Haltepunkt Gröbenzell

Gröbenzell und die Eisenbahn

aus dem Heimatbuch Gröbenzell
von H.Hell

1813 wurden schon im Nymphenburger Schlossgarten von Oberstbergrat Ritter von Baader Versuche mit einer von Pferden gezogenen Eisenbahn gemacht. Am 7.12.1835 fuhr dann die erste Dampflokomotive von Nürnberg nach Fürth. Die Handelshäuser der Städte Augsburg und München, die bald die Bedeutung dieser Erfindung erkannt hatten, gaben darauf den Anstoß zum Bau einer Eisenbahnlinie zwischen den beiden Orten. Man gründete eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von drei Mill. Mark, der es - trotz schwieriger Grundstücksverhandlungen - gelang, dass bereits am 1.September 1839 eine Eisenbahn von München bis Lochhausen fahren konnte.
1840 wurde ein weiteres Teilstück bis Nannhofen fertiggestellt. 1844 ging diese Privatbahn in den Besitz des. Bayer. Staates über.

Wenn auch ab 1839 regelmäßig Züge durch Gröbenzell fuhren, so hielten sie doch noch nicht hier an. Manche Fahrgäste sprangen dann während der Fahrt auf oder ab - was bei der Geschwindigkeit der damaligen Züge möglich war, aber auch gelegentlich zu Unfällen führte.

1884 zog Josef Busch als erster Bahnwärter in das neue Häuschen ein. Als "Königlicher Angestellter" hatte er den Übergang zu bewachen und Sand auf die Gleise zu streuen, damit die Lokomotiven besser bremsen konnten.
Da es für die Bahnarbeiter ein verbilligtes Bier gab, war das Bahnwärterhäuschen bald Treffpunkt der Mösler zu manchem fröhlichen Umtrunk. Um dabei der lästigen Dienstpflicht zu entgehen, stellte Busch auch gelegentlich für den vorbeifahrenden Nachtzug eine Puppe mit Dienstmütze auf - bis der Schwindel eines Tages aufflog. Sein späterer Nachfolger war Herr Berger, ein sehr gefragter Mann, da er nicht nur Lesen und Schreiben konnte, sondern auch den Leuten in den nicht immer ausgelasteten Dienststunden die Sägen schärfte und vor allem die Sensen auf den Schienen dengelte - bis man ihm dies eines Tages wegen der entstandenen Dellen auf den Geleisen verbot. Auch der Dorfpolizist war ein ständiger Gast bei ihm, da er immer über das neueste Geschehen informiert war.

Dass man in Gröbenzell gerne eine eigene Station  gehabt hätte, ist verständlich. So wurde von Justizrat Dr.Troll und den Herren Alois und Michael Böhmer eine Unterschriftenaktion gestartet. Unter Einbeziehung aller Durchreisenden und der Bewohner der umliegenden Gebiete erreichte man schließlich die geforderte Anzahl von 300 Unterschriften. Ein damit begründetes Gesuch an die damalige Generaldirektion der Bayer. Staatseisenbahnen um Errichtung einer Haltestelle hatte endlich den gewünschten Erfolg. Am 20. November 1898 konnte sich Gröbenzell stolz als Haltepunkt bezeichnen. Allerdings gab es noch keinen Warteraum und keine Fahrkartenausgabe - von einem Bahnhof selbst ganz zu schweigen. Es wurde lediglich ein Bahnsteig von 70 m angelegt, den man 1906 auf 160 m verlängerte. Nach langem Drängen seitens des Interessenvereins errichtete die Bahn 1911 eine offene Wartehalle mit Fahrkartenausgabe und 1927 dann einen richtigen Bahnhof. Im gleichen Jahr führte man dann auch die Elektrifizierung  der Bahn im Nahverkehr ein. Eine weitere Verbesserung war die 1930 eingerichtete Expressgüterannahme, die 1975 - zusammen mit der Fahrkartenausgabe - der Rationalisierung zum Opfer fiel und wieder aufgelöst wurde. 1931 baute man die erste Fußgängerunterführung. Besonders ereignisreich waren noch einmal die Jahre 1975/76. Es konnte hier die dringend erforderliche Autounterführung an der Freyastraße wie auch die neue Fußgänger- und Radfahrunterführung zwischen Kirchen- und Bahnhofstraße fertiggestellt werden. Gleichzeitig verlegte man den Bahnhof etwas weiter östlich und erweiterte die Gleiskörper auf vier Spuren.

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