Der Gardasee
als Interpretationsbeispiel
für ein "Entstehungsmodell"

Günz- und Mindel-Eiszeiten
Die zentrale Arbeitshypothese zur Entstehung der heutigen Landschaft
Mausover zeigt das Satellitenbild ohne Zeichnung

Diese Zeichnung verknüpft die verschiedenen Beobachtungen in der Landschaft und die Informationen aus der Fachliteratur.
An der rot markierten Stelle liegt das Mühlental mit einem von Venzo 1961 datierten Aufschluss. In der Günz- und in den beiden Mindel-Eiszeiten floss hier Eis vom Rhätischen Gletscher (von rechts) und hinterließ verschiedene Moränen.

Eine geomorphologische Chronik zum Bildausschnitt könnte so aussehen:
1. Günz-Eiszeit (vor ca. 380 000 Jahren):
a)  Rhätischer Gletscher und Etsch-Gletscher fördern immer mehr Eis. Die Eisströme vereinigen sich beim heutigen Ort Garda. Bei einer Eishöhe von 680 m ü.NN bei Malcesine (für diese Stelle am oberen Gardasee sind Eishöhen bis zu 1000 m festgestellt worden) ist das Etschtal bei Garda gefüllt, der Felsen der "Rocca" mit 300 m Höhe ist gerade noch zu sehen.
b)  Nach weiterem Anstieg bei Malcesine auf über 800 m Eishöhe kann das Etsch-Eis (von Osten) nicht mehr über das Gardatal-Becken abfließen. Nachfließendes Eis muss sich am Ausgang des engen Etschtales beim heutigen Rivoli einen neuen Weg nach Süden suchen. Das Eis im Gardatal wird zu Toteis. Der Rhätische Gletscher ist nun so hoch, dass er sein linkes Ufer bei Torri-Albisano überflutet. Das Eis fällt über den Grat in Richtung Süd-Ost. Das Eis strömt bei dieser Eishöhe nur durch diese enge Pforte, das verraten verschiedene Querprofile durch das Gardaseebecken, das ja nach Süden immer breiter wird. Es können sich links und rechts Seitenmoränen entwickeln. (Heute im Val dei Molini konserviert.) Das Eis und die Schuttmassen überdecken und überfließen das Eis im Ur-Etsch-Tal (Toteis) und fließen am Monte Moscal vorbei in Richtung Verona.
c) Nach dem Rückgang des Eises durch Klimaerwärmung kommen noch viele fluviatile Schotter vom Monte Baldo nach, auch dies ist im Val dei Molini bis heute konserviert.
d) Am Ende der Günz-Eiszeit schmilzt das Toteis im Ur-Etschtal, die Wassermassen der Etsch (Warmzeit) können das alte Flussbett wieder ausräumen.
2. Mindel-Eiszeiten I und II (vor ca. 300 000 Jahren):
a)  Die Situation von 1.a) wiederholt sich.
b)  Die Situation von 1.b) wiederholt sich, nun aber wesentlich stärker, da bei Malcesine Eishöhen von über 900 m auftraten. Der Eisüberlauf benutzte den Weg aus der Günz-Eiszeit, das Gardatal war wieder mit Toteis gefüllt. Die kurze Warmzeit zwischen Mindel I und II genügte aber nicht, dass die Etsch das Tal leerspülen konnte, für die Etsch war der Weg zum Gardasee am Ende der Mindel-Eiszeit endgültig versperrt. Die enormen Ablagerungen aus dieser Zeit von 60 m Höhe im Val dei Molini sind hierfür ein Hinweis.
c)  Die Situation von 1.c) wiederholt sich.
d)  Am Ende der Mindel-Eiszeiten schmilzt das Toteis im Gardatal und das dortige U-Tal bleibt erhalten. Das Wasser der Etsch mündet in einem großen See vor der Veroneser Klause (die es noch nicht gab). Es gibt einen Wasser-Auslauf Richtung Verona.

Zur Fortsetzung der Theorie für die Riss-Eiszeit.

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