
Gezeiten-Küsten:
Begriffe: Gezeiten (oder Tiden) sind periodische
Wasserspiegelschwankungen, die durch die Anziehungskräfte zwischen
Erde, Mond (und Sonne) hervorgerufen werden.
Etwa 12 Stunden und 25 Minuten dauert
eine volle Wasserspiegelschwankung. Das Steigen des Wassers heißt
Flut, das Fallen heißt Ebbe. Der Höchststand
heißt Tiden-Hochwasser (nicht Flut!), der Tiefststand
heißt Tiden-Niedrigwasser. Der Unterschied zwischen
höchstem und niedrigsten Wasserstand heißt Tidenhub.
Zwischen Tiden-Hochwasser und Tiden-Niedrigwasser liegen etwa 6
1/4 Stunden Zeit. Der Vorgang verschiebt sich von Tag zu Tag um
etwa 50 Minuten, weil Erdumdrehung und Mondumrundung nicht ganz
zusammenpassen.
Erklärungen:
Der Mond zieht nach dem Gravitationsgesetz
von Newton das Wasser zu sich hin.
 Animation
1
Die Erde hat also auf der Mondseite
einen "Wasserbauch". Wenn sich die Erde in 24 Stunden
um ihre eigene Achse dreht, dann wäre mit dieser Erklärung
nur alle 24 Stunden einmal Flut. In Wirklichkeit gibt es aber
zweimal Tiden-Hochwasser. Wie ist das zu erklären?
Mond und Erde sind durch ihre gegenseitige
Anziehungskraft unsichtbar fest miteinander verbunden. Dieses System
Erde-Mond bewegt sich in 28 Tagen um den gemeinsamen Schwerpunkt.
Dieser Drehpunkt liegt innerhalb der Erde, weil die Erde so groß
ist. (Die tägliche Eigenbewegung der Erde bitte kurz vergessen!) Diese
relativ langsame Drehung des Erde-Mond-Systems (Animation 2) erzeugt
Fliehkräfte, wie beim Karussell-Fahren. Auf der dem Mond abgekehrten
Seite der Erde führt dies zu einem zweiten Wasserbauch, lila
eingezeichnet. Kurz: Ein Wasserberg (hellblau) entsteht durch
die Anziehung des Mondes, der zweite Wasserbauch (lila) entsteht
durch die Fliehkraft der Drehung des Erde-Mond-Systems.
 Animation
2
Da sich die Erde zusätzlich
in 24 Stunden um ihre eigene Achse dreht, wandern die zwei Wasserberge
rund um die Erde. Die Animation 3 zeigt den Blick auf den Nordpol.
Die Wasserberge sind zum Mond hin und vom Mond weg orientiert.
 Animation
3
Soweit die Erklärung für
die Gezeiten. Der Einfluss der Sonne fehlt noch, aber der ist eher
gering.
Jetzt sollte man eine genaue Vorhersage
der Tidenhochwasser machen können. Einfach: In welcher Richtung
steht der Mond am Himmel? Und wieder ist die Natur anders als
erwartet. Die Wasserberge der Animation 3 können nicht um
die Erde wandern, weil die Kontinente im Weg sind. Dehalb bildet
jeder Ozean seine eigene Gezeitenwelle. Da schwappt das Wasser
der Ozeane im 12-Stunden-Rhythmus, wie in einer großen Badewanne,
hin und her. An den Engstellen wie im Ärmelkanal, in
Buchten und vor allem in Trichtermündungen kommt es dabei zum
Stau. Das Wasser steigt dort zusätzlich sehr hoch an. (Ärmelkanal
14 m, Deutsche Bucht 2 m und Elb-Mündung 2,50 m Tidenhub). Die
Geschwindigkeiten der Wassermassen sind z.T. sehr groß: Bei
St.Malo in Frankreich 5 Seemeilen/Stunde, im Watt an der Nordsee
2-3 Seemeilen/Stunde.
Je größer der Tidenhub,
desto stärker auch die horizontalen rhythmischen Gezeitenströme,
die sehr viel Material bewegen können.
Weiterführende Quellen: Gezeitenstrom:
http://www.dsm.de/gez/html/der_gezeitenstrom_.html
Die Entstehung der nachfolgenden
Küsten ist ohne Gezeiten nicht erklärbar.

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