Satellitengestützte Erkundung von Fernräumen in Europa

Methodenkritische Auseinandersetzung mit Satellitenbildern

Dieses Falschfarbensatellitenbild zeigt die Region Archangelsk
am 19. Juli 1997. RGB = (NIR, Rot, Grün).
Identifizieren Sie mit Hilfe einer Atlaskarte die wesentlichen topographischen Gegebenheiten und zeichnen Sie eine Faustskizze für die Interpretation! Sie können auch eine Klassifikation benutzen.
Die Taiga bei Archangelsk im Sommer (Bildbreite = 140 km)
Diese Zahlen sollten Sie in einer Skizze verwenden:

1 Archangelsk
2 Nördliche Dwina, z.T. mit hellen Sandbänken (2a)
3 Weißes Meer
4 Wald, Taiga
5 Wiesen, Weiden
6 Ödland


Die Jahreszeiten in der Taiga bei Archangelsk

In der zweiten Märzhälfte sind noch alle Binnengewässer und der Mündungsbereich der Nördlichen Dwina (2) zugefroren, die einzelnen Flussarme im Delta sind kaum zu erkennen. Das Weiße Meer (3) ist weitgehend, jedoch nicht völlig eisbedeckt; der Golfstrom wirkt noch schwach. Eine dünne Schneedecke überzieht das Land, teilweise sind Wald (schwarzbraun, Winterruhe!) und Moore bzw. Sumpfwälder (grünlich) zu erkennen.
Noch Anfang Mai sind die Binnengewässer zugefroren, nur stellenweise schmilzt der Schnee. Schwache rote Punkte deuten auf erste Frühlingsboten. An der Küste bricht der Eissaum.

Drei Wochen später ist das Eis verschwunden, alle Binnengewässer sind aufgetaut, der Frühling beginnt. An unterschiedlichen Rottönen erkennt man, dass die pflanzliche Produktion je nach Ausaperung mehr oder weniger schnell einsetzt. Die Nördliche Dwina (2) führt infolge der Schneeschmelze Frühjahrshochwasser, Sandbänke (2a) sind kaum erkennbar. Im kühlen Flussbereich bleibt die Vegetationsentwicklung zurück.

Im Juli beginnt der Sommer mit hoher Produktivität im borealen Nadelwald (4, dunkle, intensive Rottöne), aber auch auf kultivierten Rodungsflächen (5, hellere, ebenfalls intensive Rottöne: Wiesen und Weiden). Man erkennt im ehemals geschlossenen Nadelwaldareal eine Vielzahl von Lücken. Die weit verbreiteten hellbraunen bis schwach rötlichen Farbtöne zeigen vermutlich Rodungsflächen, die als Ödland (6) weitgehend un-bewachsen und unkultiviert bzw. unkultivierbar sind (nährstoffarme Böden, Bodenerosion nach Rodung). Die Erschließung der Taiga um Archangelsk begann schon im letzten Jahrhundert, entsprechend weit sind Waldvernichtung und Degradation der Böden fortgeschritten. Der Wasserstand an der Nördlichen Dwina (2) geht zurück, Sand-bänke (2a) zeigen sich in hellem Weißgrau.

Bis Ende August schwächt sich die pflanzliche Produktion bereits ab - entsprechende Quicklooks sind hier nicht wegen des hohen Bewölkungsgrades wiedergegeben; der Herbst beginnt.
Ende September geht die Taiga allmählich in Winterruhe über. Zwar ist noch kein Schnee gefallen, Fröste treten jedoch seit Beginn des Monats regelmäßig auf; demnächst wird der Boden nicht mehr auftauen. In der Falschfarbenaufnahme zeigt sich dies im Dominieren von Rotbraun- und Brauntönen - man vergleiche ähnliche Farben auf November- und Dezemberaufnahmen aus Mitteleuropa. Flüsse wirken jetzt als Wärmequelle und stellen in ihrem Bereich Wasser für die pflanzliche Produktion zur Verfügung (dunkelrote Flecken).

Zu Beginn des Novembers ist die Landschaft erstarrt, eine dünne Schneedecke überzieht die Taiga. Der Winter hat schon im Oktober mit ersten Schneefällen begonnen. Alle Binnengewässer sind zugefroren, nur das Meer ist noch offen. Der Hafen von Archangelsk (1) ist allerdings schon nicht mehr - oder nur mehr mit Eisbrecherhilfe - erreichbar.

Text von R.Bochter
Eine Skizze zur Situation von Archangelsk.
Sommer-Fotos zur Landschaft um Archangelsk
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