Mallorca
war bis 1950 vorwiegend von der Landwirtschaft geprägt,
auch wenn es schon vor dem Bürgerkrieg 1935 erste
Ansätze von Tourismus gab. Erst nach 1951 setzte
die zweite Phase des internationalen Tourismus auf
Mallorca ein. Die Ursachen hierfür sind in Veränderungen zum
einen innerhalb Spaniens zu sehen (Aufhebung des UNO-Embargos
gegen das faschistische Spanien, staatliche Förderung des Tourismus, wirtschaftliche Öffnung nach
außen, Wegfall des Visum- zwangs 1959) zum anderen
in den Herkunftsländern der Touristen (wachsender
Wohlstand, "Wirtschaftswunder" in Deutschland Anfang der sechziger Jahre, Gründung der ersten
Charterfluggesellschaften). Hinzu kamen niedrige Lohn-
und Lebenshaltungskosten auf Mallorca, was in Verbindung
mit der kurzen Flugzeit einen preiswerten Urlaub ermöglichte.
Dieses Image des Billigtourismus hat sich bis in die
heutige Zeit trotz verstärkter Gegenmaßnahmen
der regionalen Regierung gehalten. Ein weiter Grund
liegt darin, dass das touristische Angebot auf Mallorca
schnell den Ess- und Lebensgewohnheiten der Touristen
in ihren jeweiligen Herkunftsländern angepasst
wurde, was zu einer "kolonialen Urlaubsatmosphäre"
(Schmitt 1999, S.57) führte. Man konnte also die
Landschaft und das Klima der Mittelmeerinsel genießen,
ohne sich an fremde Kulturen anpassen zu müssen.
Das gilt vor allem auch für die Sprache. Als wesentliche Motive für den Urlaub auf Mallorca werden
in erster Linie der niedrige Preis, Sonne und Meer sowie
die Möglichkeiten der Geselligkeit genannt.
Entwicklung
der Touristenzahlen zwischen 1960 und 1995:
Quelle:
Schmitt 1999, S.54
Die
Zahl der Touristen nahm von 1950 bis 1970 um das 22-fache
zu. Von 1960 bis 1973 war eine Verachtfachung von 360000
auf 2,8 Mio. zu verzeichnen. Der Boom wurde in den siebziger
Jahren durch die Auswirkungen der Ölkrisen kurz
unterbrochen, setzte sich aber nach 1980 unvermindert
fort bis 1989. Eine Sättigung des Marktes und die
Stärkung der Peseta, die zu einer erheblichen Teurungsrate
Anfang der neunziger Jahre in Spanien führte, brachte
vor allem eine Rückgang der britischen Touristen
(1987 - 1990: -33%). So lag 1990 die Zahl der deutschen
Touristen zum ersten Mal über der der britischen
und seitdem ist Deutschland die führende Urlaubernation. Die
Abwertung der Peseta 1993 brachte noch einmal einen
gewaltigen Zuwachs an Touristen von 5 Mio. auf >
6 Mio. im Jahre 2000. Der Anteil der inländischen
Touristen macht heute im Gegensatz zu früher nur
einen geringen Prozentsatz aus. Der Anteil sank von
78% 1950 auf 9,5% 1995.
Entwicklung
der Touristenzahlen ausgewählter Nationalitäten
zwischen 1981 und 1995:
Quelle:
Schmitt 1999, S.62
Die Verteilung
der Touristenzahlen über das Jahr zeigt bedingt
durch die klimatischen Verhältnisse ein deutliches
Maximum im Sommer, auch wenn eine gewisse Verlagerung
auf die Nebensaison (vor allem Frühjahr) festzustellen
ist.
Quelle:
Schmitt 1999, S.65
Die
räumliche Verteilung des Tourismus zeigt eine deutliche
Konzentration auf die Küste, was die primären
Reisemotive der Touristen widerspiegelt: Sonne, Meer
und Strand. Aber auch an der Küste hat sich der
Tourismus nicht gleichmäßig verteilt, sondern
es kristallisieren sich deutliche Zentren heraus: Der
Bereich östlich und westlich von Palma, die Bucht
von Alcúdia an der Nordküste sowie die Ostküste
von Cala Figuera bis Cala Ratjada mit nur wenigen nicht
erschlossenen Gebieten. Ursprung der touristischen Entwicklung
war die Bucht von Palma. Mitte der sechziger Jahre kamen
die Südwestküste und nördliche Ostküste
hinzu. Seit den siebziger Jahren setzt sich die Entwicklung
an der Nordküste und südlichen Ostküste
fort.
Beherbergungskapazität
und touristische Beanspruchung:
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In den Gebieten
mit starker touristischer Beanspruchung wird das in
verschiedenen Untersuchungen empfohlene Limit von
60 bzw. 80 Übernachtungsplätzen pro qkm erheblich
überschritten, wie die folgende Tabelle zeigt:
Anzahl
der Übernachtungsplätze auf Mallorca 1994
Quelle: Schmitt
1999, S. 69
Schmitt geht
davon aus, dass angesichts einer hohen Zahl von illegalen
Plätzen sogar eine Durchschnittszahl für
Mallorca von 110 - 120 angenommen werden muss (a.a.O.
S.70). Der enorme Flächenverbrauch beschränkt
sich inzwischen nicht nur auf die Küste, sondern
verlagert sich durch die zunehmende Nachfrage nach Zweitwohnsitzen
immer weiter ins Landesinnere.
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