Neue Unterrichtsformen mit den
Neuen Medien,
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Wahrnehmungskompetenz: |
Die Begriffe "Lebensraum",
"Lebensqualität" und "Lebensansätze" sind hierbei
Gestaltungsinhalt und Rückkoppelung zugleich:
- Lebensraum
"Kulturlandschaft" als Ort/Schauplatz für Wohnen, Arbeiten
und Freizeit: Wirtschaft, Ökologie, Technik, Politik, ...
- Lebensqualität
als Spiegel des eigenen Seins und Empfindens, gesteuert durch Werbung,
durch die Gruppe, durch die Familie, ...
- Lebensansätze
als Vision für die eigene Entwicklung, abhängig von der Zugehörigkeit
zu einzelnen Lebensstilgruppen, ...
Benutzt man den ganzheitlichen Ansatz
bzw. die Begrifflichkeit der konstruktivistischen Imaginationslehre
(Fauser&Madelung), so sieht die oben skizzierte Lernabfolge
so aus:
Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewertungskompetenz
helfen bei der Entwicklung der individuellen Vorstellung (Imagination)
zu Lebensraum, Lebensqualität und Lebensansatz. Diese Vorstellungen
bilden dann eine Brücke zwischen Entwurf und Ausführung, zwischen
Gedanken und Taten. Wenn auch diese Übergänge gelingen, so spricht
man von Handlungskompetenz. Handlungskompetenz aufbauend auf den
Vorstellungen "Lebensraum", "Lebensqualität"
und "Lebensansatz" wird zur Gestaltungskompetenz im Sinne
einer geographischen Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Die zunehmende Komplexität bei der Arbeit mit Bildern der Kulturlandschaft ist hier der Kerngedanke.
Stetes Ziel muss es sein, die ökologische, ökonomische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit jeweils gegeneinander abwägen zu lassen und nicht getrennt zu behandeln. Nur so können Bewertungskompetenzen und ganzheitliche Vorstellungen (Imagination) erworben werden, die in Gestaltungskompetenzen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung münden. Wie gelingt dies in der Sekundarstufe?
Die schulische Aufspaltung von BNE
in getrennte komplexe Arbeitsbereiche erleichtert die fachliche
Zuordnung zu (schulischen) Leitfächern, also die fachbezogene
Arbeitsweise in "Domänen", das sind vernetzte Themenbereiche.
Insbesondere für die Projektarbeit und für die verantwortliche Einbindung
von Schulfächern ist dies von größter Bedeutung. Nur so lassen sich
die Potenziale, die in den Lehrern dank deren Fachausbildung stecken,
voll nutzen. Lehrpläne oder verordnete interdisziplinäre Projektarbeiten
enthalten keine Potenziale im Sinne von BNE, denn stets trifft die
System-Kritik
von Jürgen Rost zu.
Die Aufspaltung in komplexe Teilarbeitsbereiche
macht auch innerhalb des "Brückenfachs" Geographie
viel Sinn, weil sie die Arbeit konkurrierender Schüler-Arbeitsgruppen
unterstützt. Zu jedem der vier nachfolgenden Arbeitsbereiche lassen
sich relativ einfach Problemlösungsaufgaben für die konkurrierende
Gruppenarbeitin der Schulklasse entwickeln.
1. Eine ethische BNE
zielt auf die Verantwortung des Menschen. Schutzgedanken
stehen im Mittelpunkt.
Biologie, Ethik, (Religion, Deutsch, Sozialkunde,
Geographie) können die Leitfächer sein.
2. Eine politische
BNE zielt auf die Steuerungsmechanismen in der Gesellschaft.
Wirtschaft,
Politik, (Sozialkunde, Geographie) können die Leitfächer sein.
3.
Eine geographische BNE zielt auf den menschlichen
Lebensraum als Systemeinheit. Geographie ist hier das Leitfach.
4.
Eine interkulturelle BNE zielt auf die Partizipation
an fremden Kulturen und fremden Erfahrungs-, Bewertungs- und
Handlungsansätzen.
Deutsch, Fremdsprachen, Religion, Kunst, Musik,
Geographie können die Leitfächer sein.
Der geographischen BNE kommt eine überragende Rolle zu, denn sie sieht einerseits den Menschen und die soziale Gruppe als Gestalter des Lebensraumes und betrachtet andererseits den geographischen Lebensraum als "Ressourcenlager" und als "Grenzwertgeber" für das menschliche Tun. Außerdem ist das Fach Geographie als sog. "Brückenfach" von Haus aus multidisziplinär angelegt, was eine vielschichtige Projektarbeit ausgehend vom Fach Geographie (organisatorisch, inhaltlich, personell) erleichtert.
Der "geographische Lebensraum"
definiert sich hierbei in zwei sehr unterschiedlichen Formen:
a)
Der Lebensraum in der traditionellen geographischen Form
von Heimat, Umwelt, Kulturraum, Wirtschaftsraum, Raum für Forschungen
wie "Global Change" und "System Erde", etc.
b)
Der Lebensraum als methodischer Lernraum, der sich
sowohl entwicklungspsychologisch mit dem Alter der Schüler (als
5-dimensionaler Lernraum), als auch durch die Wirkung von Unterricht,
als auch durch die Globalisierung im Bewusstsein der Menschen stetig
nach "Ausstattung" und Größe im Sinne von "Reichweite"
verändert. Dieser individuelle Lebens- und Lernraum als Raum der
Wahrnehmung, der Kommunikation, des sozialen Geschehens und Erlebens,
des Bewertens, der kulturellen Betrachtung und des Handelns lässt
sich unter Ursache-Wirkungs-Aspekten altersgemäß analysieren bzw.
hinterfragen. Damit werden Lebensräume zu methodischen Lernräumen,
in denen sich die eigentlichen Vorstellungen (Imagination) und Kompetenzen
entwickeln.
Die bewusste themenorientierte Auseinandersetzung mit den realen Lebensräumen aus der Sicht der methodischen Lernräume ermöglicht den ganzheitlichen Erwerb von Gestaltungskompetenz im Sinne von BNE.
Diese Vorgehensweise erlaubt es auch, dass Jugendliche täglich im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung tätig werden können, weil sie mit ihrem eigenen Lebensraum bewusster umgehen. Entscheidend dafür ist, dass der Lehrer Impulse für die Arbeit in den methodischen Lernräumen gibt, d.h. er muss seine Schüler zur Erkenntnis führen, dass wir Menschen bereits durch unsere differenzierte Wahrnehmung, durch die Kommunikation, durch unser Bewerten, etc. bewusst und unbewusst auf den wahrgenommenen Lebensraum einwirken: Wenn ich einkaufe, reise, über Handy kommuniziere, etc. verändere ich durch den unvermeidlichen Informationsfluss sowohl meinen eigenen Lebensraum als auch den Lebensraum anderer Menschen.
Ein Beispiel aus dem Geographie-Unterricht soll das Konzept der methodischen Lernräume verdeutlichen. Die Überlegungen helfen auch bei der Gestaltung der Seminarkurse der reformierten Oberstufe des G8 in Bayern.
Die Besprechung von Rondonia im Regenwald Brasiliens samt seiner ökologischen, ökonomischen und sozialen Probleme erweitert den individuellen Lebensraum der Schüler um die Vorstellung "Rondonia".
Der Unterricht kann in einem zweiten
Schritt die methodischen, um "Rondonia" erweiterten, Lernräume
nutzen:
"Wie stellen wir uns den Alltag der Neusiedler
im Regenwald vor? Was brauchen sie zum Leben? Wie sieht es um die
Schulbildung aus? Schreibe und male deine Vorstellungen!"
Vertiefung:
"Worin unterscheiden
sich Siedler und Indios im Umgang mit ihrem Lebensraum?" Wahrnehmung,
Kommunikation, Erlebnisse, soziale Geflechte, Bewerten von Konsumgütern
und Situationen, kulturelle Eigenarten und Aktivitäten sollen, soweit
bekannt, reflektiert werden. Wie kann dies gelingen?
Die Möglichkeiten
einer Neusiedlergruppe soll simuliert werden. Die Gestaltung des
Planspiels übernimmt die Klasse selbst. Schlüsselfrage: "Wie
würden wir denken und handeln, wenn wir uns im Regenwald in Rondonia
ansiedeln müssten?"
Die gestellte Aufgabe beinhaltet den Auftrag weitere Informationen einzuholen, darüber zu kommunizieren/zu diskutieren und sie zu bewerten. Daraus entwickelt sich eine Vorstellung, die zur aktiven Lösung der gestellten Aufgabe führt. Dies setzt natürlich einen Projekt-orientierten Geographie-Unterricht voraus.
Ergebnis:
Die Schüler relativieren
den Umgang mit ihrem eigenen Lebensraum, sie lernen "Globalisierung",
sie erwerben Gestaltungskompetenz im ihnen zugestandenen Entscheidungsbereich.
Und hier könnten Lehrergruppen diese Ideen für die Schule entwickeln und aufbereiten: Geowerkstätten als Pädagogische Lernwerkstätten, Lehrer entwickeln für Lehrer.
Diesen Weg weist GLOBE-Germany:
- Zuerst das
Prinzip von Forschendem Lernen
- Der winterliche
Starenkasten: Entwickle eine naturwissenschaftliche Antwort!
-
Herschels Beobachtungen zum Nahen
Infrarot, ein einfacher Bildvergleich.