
Stress-Reduzierung für Lehrer
und Schüler, nur ein Wunsch? Wie lässt sich dies in der Leistungsschule
verwirklichen?
* Stress durch Stofffülle
Und dies wurde mir zu dieser Veranstaltung
mit auf den Weg gegeben: Nur
nicht zu viel!
Was verbirgt sich hinter diesem Wunsch
von Kollegen? Angst vor erdrückender Vielfalt?
Wo geht man lieber hin, ins Kaufhaus
mit großer Auswahl oder zum Kramerladen mit wenigen Artikeln? Was
wünscht man sich eher, ein volles Schulbuch oder ein Blatt aus einer
Loseblattsammlung mit einer einzigen Unterrichtsskizze? Was ist
schöner, aus dem Vollen zu schöpfen oder auf jeden Tropfen warten
zu müssen?
Ein Ausspruch unseres ehemaligen
Kultusministers Zehetmair fällt mir dazu ein: Löst
euch vom Lehrplan, besinnt euch auf das Wesentliche!
Weniger ist mehr! Was
bedeutet dies nun für unser Problem der Stofffülle, Wissen im uferlos
erscheinenden Kontext oder in kleinen Portionen?
Ein Beispiel veranschaulicht, was
ich beschreiben möchte: "Das
Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" Die Folgerung: Isoliert
stehende Details sind nutzlos, der Lernende braucht den Zusammenhang,
den Kontext. Erst der Wissende entdeckt im Ganzen die Fülle und
erschrickt davor, denn er weiß um seine Defizite. Das Beispiel
zeigt aber mehr: Umfangreiches Listenwissen beruhigt nur beim
Abhaken, man hat es geschafft, Schulbuch-Vollständigkeit beruhigt
nur den Lehrer, er glaubt, er hat seine Pflicht getan.
Der Einstieg über Forschendes
Lernen in eine "begeisternde" Komplexität reduziert
viel Stress, weil die Fülle des zu lernenden Stoffs, der Inhalte
und Methoden vom Lerner kaum wahrgenommen wird. Das beste Erfolgsrezept
dabei ist sicherlich die Freude am Unterricht bei Schülern und Lehrern.
Die Arbeit im Team fördert dabei die notwendige Kommunikation und
vermittelt dem Einzelnen zusätzlich Sicherheit. Nur schlimm,
wenn beim Schüler oder Lehrer Angst auftaucht, der jeweils andere
Lernpartner könnte etwas erwarten oder fordern, was man selbst nicht
leisten kann.
* Stress durch Organisationsprobleme
Das beliebteste Argument gegen den Einsatz von
PC, Internet & Co im Unterricht sind die Unzugänglichkeit des
Computerraumes und die fehlende Didaktik für einen Unterricht im
Computerraum. Notebook+Beamer+Internet aus der Steckdose
könnten das Problem im Klassenzimmer lösen. Doch das scheut ein
Lehrer. Warum aber? Den Diaprojektor und den Filmapparat holten
die gleichen Lehrer ins Klassenzimmer und machten damit guten Unterricht.
Projektorientierter Unterricht mit PC, Internet & Co klappt
vielleicht im Klassenzimmer besser als im Computerraum. Da spricht
viel dafür. Proleme mit der Technik lassen sich reduzieren oder
überbrücken. Mehr dazu: Mit
der "digitalen Schultasche" ins "fliegende Klassenzimmer".
* Stress durch Unbekanntes
Innvovtionen, Neuerungen, Veränderungen, Verbesserungen
sind das Wunschdenken der Macher in unserer Gesellschaft, die Mehrheit
hätte es lieber, wenn es nur "Altbewährtes" gäbe, denn
Neues erzeugt oft Stress. Das sollte nicht so sein, denn das Neue
ist schließlich das Prinzip der Evolution und bei jedem Menschen
das Prinzip des Lernens. Alles ist für jeden von uns einmal das
"Neue". Umgekehrt ist die Tradition die Wurzel für unser
Fühlen, Denken und Handeln.
Sieben Regeln von J.Werner (1998) könnten
helfen, den Lern- und Innovations-Stress zu mindern. Überlegen Sie,
wie Sie als Lehrer dem Innovationsdruck für sich und Ihre Schüler
gerecht werden wollen.
"Das Neue kommt dort auf die Welt,
- wo Spannungen es herausfordern:
Kreativität
ist stets das Ergebnis einer gelungenen Störung.
- wo ihm Zeit gelassen wird:
Kreativität
ist stets eine Kompensation von Langeweile.
- wo ihm Räume zur Verfügung gestellt werden:
Kreativitt
ist immer eine Folge gesteigerter Präsenz.
- wo Orientierungen fragwürdig werden können:
Kreativität
ist ein Akt der Umwertung alter Werte.
- wo es Menschen gestattet ist, nicht auf
alles Drängende Antwort geben zu müssen:
Kreativität
gedeiht am besten in Fragenschutzgebieten.
- wo Menschen frei assoziieren können:
Kreativität
ist stets auch eine Geduldsprobe.
- wo man es erwartet, aber selten, wie man
es erwartet:
Kreativität
ist eine Leistung, über die Menschen nicht uneingeschränkt verfügen."
Ein Vergleich von Fotos zu Andalusien zeigt das
allgegenwärtige Wechselspiel zwischen Tradition
und Innovation.
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