
Neue Unterrichtsformen im Fach Erdkunde
Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer. - Reizlos!
Arbeitsziele beflügeln Lehrer
wie Schüler. Wie sehen unsere übergeordneten Ziele aus?
Eine Antwort mit vielen methodischen Ansätzen finden Sie bei
den Konzepten
der Umweltspione. Eine Kurzfassung
soll hier speziell den Stellenwert der Nutzung von Satellitenmessdaten
im Erdkundeunterricht verdeutlichen. Für einen Neueinsteiger
erscheint dies doch wichtig zu sein. Es geht (uns) um mehr als nur
um farbige Bilder von der Erde.
Die Schwerpunkte unseres Fachverständnisses
sind im nachfolgenden Mindmap formuliert. Details
 ein
Klick ins Bild zeigt auch die Details.
Erklärungsbedarf besteht vermutlich
bei den fachdidaktischen Grundüberlegungen.
- Der Unschärfe-Ansatz, von Prof.F.Vester in die Lernforschung eingebracht, in der Informatik unter Mustererkennung bzw. Fuzzy-Logic beschrieben, in der Schulpraxis oft als Arbeitsform mit Mindmaps bzw. Satellitenbildern kultiviert, ist ein wesentlicher Ansatz für die zukunftsorientierte Umweltforschung.
- Der exemplarische Ansatz ist notwendig, damit die Zeit zum Verweilen beim Lernen geschaffen wird. Nur der Rückzug auf wenige Beispiele erlaubt in der Schule den notwendigen fachlichen Tiefgang. Hier gilt: Weniger ist mehr. Die "Syndrome des globalen Wandels" könnten als zeitgemäße Beispiele aufgegriffen werden
und über Satellitenbilder
veranschaulicht und vertieft werden. Auch die Ansätze von P.Haggett aus England könnten den Weg zur Kürzung der Stofffülle gestalten helfen.
- Der Ganzheits-Ansatz läuft zumeist unter der Bezeichnung "ganzheitliches Lernen". Der Lernzirkel "vollständige Informationsverarbeitung", das ist der methodische Weg von der Recherche über die Auswertung zur Gestaltung der Ergebnis-Präsentation, ermöglicht den Erwerb einer der wesentlichsten Schlüsselqualifikationen zum späteren eigenständigen Lernen. Ganzheitliches Lernen benutzt alle Sinne und alle Medien, also auch die digitalen Medien. Die Internetanwendung "Informationsverarbeitung" ist in keinem anderen Fach so zentral integrierbar wie in Erdkunde.
Die Arbeit mit Satellitenbildern
ist hier eine Variante. Neben diesem arbeitstechnischen Beispiel gibt es noch viele andere ganzheitliche Ansätze in der Geographie, z.B. das Planspiel,
multimedial umgesetzt als "Europa-Reisen".
- Der Identitäts-Ansatz ist durch die geographische Schlüsselfrage "Was ist anders als bei uns?" charakterisiert. Diese Frage stärkt die nationale Identität ebenso wie die Offenheit gegenüber der Andersartigkeit fremder Völker und Kulturen.
Dieser Ansatz bringt auch die Sinnhaftigkeit für viele praktizierten Arbeitstechniken
des Vergleichens. Der Vergleich von Details bringt noch nicht
das erwünschte Resultat, erst der Vergleich über die
"Unschärfe" z.B. des Satellitenbildes
lässt die charakteristischen Unterschiede ins Auge stechen.
- Der Umgang mit dem Faktor "Unsicherheit" wird sich langfristig auch zu einer Schlüsselqualifikation entwickeln. Die vielfältige Auseinandersetzung mit dem globalen Wandel (klimatisch, wirtschaftlich, sozial, politisch) mit dem Ziel der Lebens- und Zukunftsbewältigung ist eine Domäne der Schulerdkunde. Die geographische Hazard-Forschung ist ein Teil dieses Ansatzes.
Gerade bei diesem Ansatz leistet das aktuelle
Satellitenbild die notwendige Nähe
zum Geschehen.
- Der Wissenschaftsansatz "Strukturanalyse" (Arbeitshypothese - Evaluation im Gelände) und
"Beobachten - Messen -Evaluieren"
ergänzt im Fach Erdkunde den andersartigen Arbeitsansatz der reinen Naturwissenschaften Bio, Ch, Ph, NuT. Bei
diesem Ansatz liefert die Auseinandersetzung mit Satelliten-Messwerten
einen zweifachen Nutzen. Einmal ist es die Auseinandersetzung
mit der "Fernüberwachung"
durch Licht-Sensoren als wissenschaftliches Instrumentarium,
gleichzeitig ist das Satellitenbild
ein Abbild der Natur, die analysiert werden soll.
Zu drei Bildbeispielen geht es hier: Mosaik,
Quicklook,
Originalbild.
Eine Besinnung auf das Wesen der Geographie und der Geowissenschaften im Unterschied zu den Naturwissenschaften Bio, Ph, Ch, NuT hilft, die Bedeutung der Erdkunde für die schulische Denkschulung zu präzisieren
und den Einsatz von Satellitenbildern
im Stellenwert zu verdeutlichen. In den naturwissenschaftlichen Fächern dringt der Lernende z.B. über das Mikroskop in unbekannte Welten der Details vor, "scharfes Sehen" ist gefordert. Im Schulfach Erdkunde ist das anders. Der Lernende sucht aus distanzierter "unscharfer" Sicht, z.B. aus der Atlaskarte, aus dem Flugzeug oder heute vom Satelliten nach Ergebnissen und Ursachen menschlichen Handelns in unterschiedlichen Lebensräumen. Die Verallgemeinerung ist in diesem Fach vorrangiger Arbeitsauftrag bei der Beschäftigung des Menschen mit sich selbst und seinem Lebensraum. Damit erschließt die Erdkunde als einziges Schulfach den wissenschaftlichen Ansatz der Unschärfe (Fuzzy-Logic) und der Mustererkennung. Für die Zukunftsbewältigung ist dies eine wesentliche Bildungskomponente. Die Erarbeitung der sog. "Syndrome des globalen Wandels" während der Kohl-Regierung macht dies deutlich.
Und da gibt es noch einen Wesenszug der
Geographie, der die Defizite der Geschichte als Schulfach ausgleichen
kann (und muss). Die Kulturgeographie projiziert Teile der Geschichte
(z.B. Kolonialgeschichte) in die Landschaft. Die Auseinandersetzung
mit Kulturlandschaften (dies gelingt mit Satellitenbildern
besonders gut) und Kultuerdteilen bringt für Jugendliche aus
der Sicht der Zukunftsbewältigung sicherlich mehr als das vom
Fach Geschichte angestrebte vergangenheitsorientierte Geschichtsbewusstsein,
das sich entsprechend der Entwicklungspsychologie erst viel später
im Leben ganz von selbst einstellt. In der Geographie denkt man
raum- und zukunftsbezogen, in der Geschichte denkt man zeit- und
vergangenheitsbezogen.
Was sind nun unsere neuen Unterrichtsformen,
die in der Überschrift angesprochen sind? - Planspiele
wie das Unterrichtsszenarium "Europa-Reisen", - Lernparcours
als Verknüpfung von Umweltmesstechniken mit dem Unterricht
im Klassenzimmer, - eine virtuelle
Exkursion oder eine virtuelle
Expedition mit wissenschaftlichen
Arbeitstechniken sind unsere ersten Vorschläge. Diesen Beispielen
ist gemeinsam, dass sich der Lehrer auf völlig neue Weise in
den Unterricht einbringen muss. Er ist sicher nicht mehr der Dozent
von gestern.

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