Das Team Günther, Fink
(Die Schule und das SatGeo-Team)
Erfahrungsbericht über das SatGeo-Projekt im Rahmen des
InfoSchulII-Projektes am Hans-Multscher-Gymnasium
in Leutkirch
und
hier ein ausgewähltes
Ergebnis.
Rahmenbedingungen:
Als "Nachrücker"
im Oktober mit Zulassungsbestätigung im Dezember hatten wir das Problem, die
SatGeo-Arbeit in den Unterricht der Klasse bzw. des Kurses integrieren mussten,
ohne dass dies länger im Voraus geplant werden konnte. Die zwischenzeitlich
geplante Einrichtung einer eigenen SatGeo-AG ist vor allem an terminlichen
Gründen gescheitert, da die Schüler und auch ich schon einen recht vollen
Terminkalender hatten.
Prinzipiell hätte bei einigen Schülern schon Interesse
bestanden. Ich muss aber auch sagen, dass ich mit der Zusatzbelastung, die mit
dem Projekt verbunden war, kaum noch Zeit für die Betreuung einer AG gehabt
hätte.
Es gab bzw. gibt
meines Erachtens zwei große "Problemfelder" für Neueinsteiger wie uns. Zum eine
der enorme Zeitaufwand, der mit dem ganzen Projekt schon im Vorfeld, aber auch
währenddessen verbunden ist. Zum anderen aber auch die vielen kleinen und
großen technischen Probleme und Hindernisse, die es bei der intensiven Nutzung
der neuen Medien zu bewältigen gibt. Langwierig war vor allem die Einarbeitung
in die notwendige Software und die erfolgreiche Installation der Programme auf
dem Netzwerk der Schule (hier hat unser Netzwerkbetreuer viel Geduld und Zeit
investiert). Aus diesem Grund hatten wir eine Verzögerung des Projektbeginns um
sechs Wochen.
Zeitlich
aufwendig war aber auch die
Einarbeitung in die gesamte Thematik der Satellitenbildgewinnung, -aufbereitung
und -interpretation. Auf der Workshop-CD von München war eine (fast)
unüberschaubare Vielfalt an Informationen drauf. Es machte mir Schwierigkeiten
da den Durchblick zu bekommen. Ohne konkrete Vorstellung, was ich/wir
eigentlich konkret machen sollte(n) oder konnte(n) war dies natürlich noch
extremer.
Kurz gesagt, ich
vermisste (anfangs) etwas konkretere Vorschläge für Unterrichtskonzepte, an
denen man sich orientieren konnte. Es war im Verlauf des Projektes und wäre
auch weiterhin hilfreich, nicht allein fertige Ergebnisse von durchgeführten
Unterrichtsbeispielen zu bekommen, sondern auch Rezepte für die ganz konkrete
Unterrichtsgestaltung.
Viel Zeit
benötigten auch die vielen projektbegleitenden Aktivitäten wie
Öffentlichkeitsarbeit (Ausstellungen vorbereiten, Zeitungsartikel schreiben,
Vorstellung in der GLK), das Auftreiben von Sponsorengeldern, Abrechnungen mit
dem Träger usw..
Der große Vor-
und Einarbeitungsaufwand für die Satellitengeographie im Unterricht ist
notwendig und wohl unumgänglich, sollte einem aber am besten vorher bewusst
sein. Aber wenn man dann mal "durch bzw. drinnen ist", hat man, wie ich auch in
diesem Schuljahr, sehr viel gelernt.
Nun noch einiges
Konkretes zu unseren Unterrichtsprojekten.
Der Kollege Fink
hatte sich bereiterklärt und geplant, ein wenig Satellitengeographie in eine
sowieso von ihm geplante Projektarbeit des Leistungskurses über die
"Hydrogeologie der Leutkircher Heide" einzubinden. In der kurzen Zeit, die ihm
dafür letztendlich zur Verfügung stand, konnten seine Schüler leider keine
Satellitenbildbearbeitung mehr machen. Dennoch sind die Ergebnisse des
Projektes als Strukturanalyse mit Schwerpunkt Hydrogeologie doch sehr schön
geworden. Die Schüler haben intensiv mit den neuen Medien gearbeitet und die
Ergebnisse in vier PowerPointpräsentationen aufbereitet.
Das Projekt
"Landnutzung der Leutkircher Heide und Umgebung im Satellitenbild" mit der
Klasse 11 war sowohl vom Ansatz wie auch vom zeitlichen Aufwand her sehr viel
umfangreicher und betrug am Ende 17 Unterrichtsstunden und einige
Zusatzstunden.
Der
Projektbeginn sollte eigentlich Ende März sein, aber musste wie schon erwähnt
wegen technischer und organisatorischer Schwierigkeiten auf Anfang Mai verlegt
werden.
Der Ablauf des
Unterrichts-Projektes:
- Einführungsstunde mit einem
Lehrervortag zu Sinn, Zweck und Ablauf des ganzen Unterrichts-Projektes (mit
PowerPoint-Präsentation); Aufstellung der Arbeitshypothese: "In der Leutkircher
Heide wird mehr Ackerbau betrieben als in dem südwestlich angrenzenden
Jungmoränenland". Diese Arbeitshypothese galt es mit Satellitenbildern zu
überprüfen.
- Nachmittägliche
Exkursion (ca. 4Std) zur Aufnahme von Test- bzw. Referenzflächen für die
spätere Satellitenbildbearbeitung; Befragung der Landwirte über Flächenbewuchs
am Tag der Satellitenbildaufnahme im Vorjahr; Kartiergrundlagen waren die
Ausdrucke der russischen Schwarz-Weiß-Satellitenbilder mit sehr hoher Auflösung
und die Topographische Karte 1:50 000; die Befragung erfolgte mit Hilfe eines
vom Lehrer vorgefertigten Fragebogens (die Ergebnisse waren z.T. trotzdem eher
dürftig, da die Schüler wie die Landwirte Schwierigkeiten hatten die Flächen
auf den Ausdrucken zu finden, da die Flureinteilung inzwischen z.T. geändert
wurde.
- Einführung
in die Satellitenbild-Theorie (Datengewinnung, RGB-Technik, Komposit) durch
zwei Schülerinnen, die ihre Kenntnisse zum einen bei einem SatGeo-Workshop in
Gröbenzell und zum anderen aus den Tutorials der CD bekommen haben. Die
Vorträge und das Paper waren gut gemacht, mussten an der ein oder anderen
Stelle jedoch vom Lehrer präzisiert werden, um für die Mitschüler die
Zusammenhänge bzw. die Relevanz der Einzelschritte zu verdeutlichen.
- Orientierung
im Untersuchungsraum durch Anfertigen einer digitalen Strukturskizze mit
Paint Shop Pro. Die Schüler bekamen von mir eine kurze Einführung in die
wichtigsten Funktionen und Möglichkeiten des ihnen (und bis kurz vorher auch
mir) unbekannten Bildbearbeitungsprogramms (1 U.-stunde) und fertigten damit in
zwei Unterrichtsstunden mit Hilfe der Topographischen Karte und einiger
Arbeitsblätter zum glazialmorphologischen Formenschatz der Gegend ihre Skizze
an. Dabei gab es aufgrund der Komplexität des Bildbearbeitungsprogramms und
einiger uns zunächst unverständlicher "Verselbständigungen" mancher Funktionen
einige Schwierigkeiten und den ersten kleinen Frust bei den Schülern, als z.B.
ihre ersten Skizzen plötzlich nicht mehr so zu bearbeiten wie sie das vorgehabt
hatten. Eine speziell für unsere SatGeo-Zwecke aufbereitete Kurzanleitung mit
der Beschreibung der wichtigsten Funktionen dieses Riesenprogrammes wäre sehr
hilfreich gewesen (und ist aber wohl schon in Arbeit).
- Einführung
in das Landsat-Programm von Duttke und Erstellung der Komposite zur
Identifizierung und Darstellung der Testflächen. Die Erstellung der Komposite
hat den Schülern erwartungsgemäß viel Spaß gemacht. Problematisch bei der Suche
der Ackerbau-Testflächen war, dass diese zum Großteil sehr klein und deshalb
auf dem Landsat-Bild kaum auszumachen sind und dass sich v.a. die Maisflächen
(in der Leutkircher Heide wird als Ackerfrucht überwiegend Mais angebaut)
qualitativ oft kaum von dem angrenzenden Grünland unterscheiden.
- Durchführung
einer überwachten Klassifikation mit dem Landsat-Programm. Hierbei entwickelten
die Schüler ebenfalls erwartungsgemäß einen gehörigen Ehrgeiz und hatten auch
Spaß an dem "Einfärben" ihrer Komposite. Die Überprüfung der Klassifikation im
Gelände wurde ihnen selbst überlassen, so dass ich deren Ergebnisse nicht im
Detail überprüfen kann.
- Eine sehr gute
Einführung in das Präsentations-Programm PowerPoint durch einen Schüler,
der dieses als einziger schon kennt, gab den Mitschülern nun das Werkzeug in
die Hand, ihre Ergebnisse angemessen digital aufzubereiten. Diese
Phase dauert natürlich am längsten und umfasst insgesamt fünf
Erdkunde-Unterrichtsstunden plus einiger sinnvoll genutzter Frei- bzw.
Hohlstunden. Die Schüler arbeiteten sehr intensiv an ihren Präsentationen und
die Ergebnisse können sich überwiegend durchaus sehen lassen.
- Digital
unterstützter Vortrag der einzelnen Kleingruppen vor der Klasse und
Beurteilung der Ergebnisse und Beiträge. Abschließend erfolgt eine
"Manöverkritik" zum Gesamtprojekt.
Einige Kritikpunkte am Projekt sind von den Schülern (auf
meine Bitte hin) im Anhang an ihre Präsentationen formuliert worden und dort
nachzulesen. Wie die Ergebnisse auch zeigen, ist bei der Einarbeitung in und
Beschäftigung mit den für die Schüler neuen Computerprogrammen der Inhalt bzw.
die fachliche Genauigkeit bei einigen auf der Strecke geblieben. Ich habe zwar
immer wieder während der Bildschirmarbeit auch auf die fachlichen Belange
hingewiesen und auch auf der Exkursion vieles erklärt, hätte aber wohl zu einem
besseren Gesamtverständnis der Fachbegriffe und Zusammenhänge die eine oder
andere reine Theorieeinheit mit ausgeschalteten Rechnern einschieben müssen.
Das Gesamtprojekt hatte eine zeitlichen Gesamtumfang von
17 Unterrichtsstunden plus der anfänglichen Exkursion. Das ist gemessen an der
in Klasse 11 in Baden-Württemberg zur Verfügung stehenden Jahresstundenzahl von
ca. 35 Unterrichtsstunden ziemlich viel und musste auf "Kosten" der regulären
Lehrplaninhalte in den Stoffverteilungsplan "gequetscht" werden. Kürzer ist ein
solches oder ähnliches Unterrichtsprojekt zur Satellitengeographie aber kaum zu
machen, wenn dabei vernünftige Ergebnisse herauskommen sollen und die Schüler
noch keinerlei Vorkenntnisse in Satellitengeographie und den dazu notwendigen
Computerprogrammen haben; v.a. dann, wenn es ihnen auch Spaß machen soll, was
bei dieser Klasse aber auch überwiegend der Fall war.
Alle Beteiligten haben sehr viel dazugelernt, inhaltlich
aber v. a auch methodisch. Nicht nur ich, sondern auch die Schüler haben im
Umgang mit dem Computer und seinen Möglichkeiten aber auch Tücken einiges an
Sicherheit gewonnen.
Das Projekt hat bei mir Lust auf mehr Satellitengeographie
geweckt. Thomas Günther
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