
Hypothesen zur Entstehung der Caldera de Taburiente
1. Eine Magmakammer liegt unter einer divergenten
Plattengrenze.
2. Es entsteht ein untermeerischer Vulkankegel
(4000 m Höhe über Meeresboden) mit einem Profil wie ein
Vulkan, der unter einem Gletscher entsteht. (Beispiel Herdubreid
auf Island). Hauptkennzeichen: Sehr steile Flanken und Zusammensetzung
aus mächtigen Schichten von sehr dichter Kissenlava. Asche-Schichten
fehlen.
3. Hebung des Vulkankegels durch Ausdehnung der
Magmakammer, Gipfel bis 600 m über dem Meeresspiegel. Die flacheren
Küstengebiete, auf denen die Mehrzahl der Orte der Insel liegen,
weisen auf diese Phase hin.
4. Der folgende Vulkanismus, nun subaerisch, lässt
einen sehr steilen Schichtvulkan auf dem bestehenden Vulkan aus
Kissenlava entstehen. Lavadecken und Ascheschichten wechseln ab.
Es entsteht ein Vulkan mit einer absoluten Höhe von über
7000 m über dem Meeresboden.
5. Intrusionen aufsteigender Magma spreitzen die
Gipfelregion, was das Abrutschen der westlichen Hangpartie auslöst.
Reste eines Vulkanschlotes der ehemaligen Gipfelregion sind beim
Pico de la Nieve noch zu sehen. Durch Reibung bleiben Teile der
abrutschenden Massen treppenförmig liegen. Die Hauptmasse stürzt
den steilen Abhang zur Tiefsee hinab. Die Gesteinslawine liegt unmittelbar
vor der Caldera auf dem Meeresboden.

6. Schotter-Terrassen lagert der Fluss Taburiente
auf der Rutschfläche in Meeresnähe ab.
7. Ein neuer Vulkan (Bejenado) entsteht inmitten
der Abrutschfläche. Seine Asche- und Lavamassen füllen
die "Caldera" auf. Eine Reihe kleiner Vulkankegel parallel
zur W-Küste weist auf eine Intrusionszone in Form einer N-S-Spalte
hin. Das N-S-Profil zeigt die neue Oberfläche:

 Der
Barranco de Taburiente von Westen gesehen, passend zum Profil.
8. Weitere Vulkanausbrüche am
Südrand der Insel schaffen viel neues Land. Es entsteht die
Cumbre vieja, das junge Vulkangebiet der südlichen Inselhälfte. Hier
ein Blick nach Süden auf die neuen Vulkane im Hintergrund:

9. Seit der Eiszeit (Klimawechsel)
erfolgt eine sehr starke Tiefenerosion. Die Barranco-Bildung reicht
bis hinab auf den Sockel aus Kissenlava, auf dem das Vulkansegment
ursprünglich abgerutscht war. Durch die Erosion wurden die
Schichten aus der Phase 6 (unten) und 7 (darüber) freigelegt
(Foto).

10. Die jüngsten Vulkanausbrüche
in historischer Zeit (seit 1470) zeigen die Tendenz zur Wiederholung
der Spreitzung der Gipfelregion, nun im Süden der Insel. Zuletzt
entstand 1949 eine längere N-S-Spalte in der Gipfelregion.
Die Flankenausbrüche mit den jüngsten Lavaströmen
zeigen aber, dass sich die Lavamassen einen tieferen Ausgang suchen
konnten. Das erneute Abrutschen der Gipfelregion in die Tiefsee
erscheint deshalb eher unwahrscheinlich.
Satellitenbild und Karte zeigen die Unterschiede
zwischen den Inselteilen: Im Norden der etwa 2 Millionen Jahre
alte Vulkan mit seiner Abrutsch-Caldera. Im Süden die junge
Vulkanlandschaft mit gänzlich anderer Struktur.
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