Synoptische Satellitengeographie
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Die Strukturen (Häuser, Kirche, Baum, Zaun) und Stimmungen (Lichtintensität) werden erkannt, die Bildelemente sind zumeist klar definiert (gewohnte Sichtweise) und weitgehend unabhängig von der Farbgestaltung identifizierbar.
Bei Farbkompositen der Satellitengeographie werden diese Erkennungsstrategien weitgehend ungültig:
Von oben ist eine Baumform nicht mehr erkennbar, das Nebeneinander und das Ensemble von Objekten ist in der Aufsicht nur schwer auszumachen. Andere Strukturen, Texturen und Farben beherrschen das Bild bei der Sicht von oben. Damit kann der Mensch, im Gegensatz zum Vogel, nur nach längerem Training sicher umgehen.
Die zentrale Frage der Bildinterpretation bleibt:
Was steckt in einem Bild?
Um dies zu ergründen bedarf es einer systematischen Vorgehensweise:
Auf was muss ich achten? Wie sieht etwas aus? An welche Themenkreise muss ich denken?
Welche Strukturen, Funktionen oder Prozesse sind in einem Abbild der Landschaft erkennbar?
- Strukturen sind die sichtbaren Elemente, sie müssen nur identifiziert werden.
- Funktionen beschreiben das Zusammenwirken der Strukturelemente, sie werden interpretativ aus den vorhandenen Strukturen gefolgert (z.B. spezielle Agrarlandschaftsformen).
- Prozesse erklären einen Struktur- bzw. Funktionswandel (z.B. Zerstörung einer Landschaft durch Bergbau, Industrie, Energiewirtschaft).
Die Suche nach Strukturen, Funktionen und Prozessen
lässt beim Bearbeiter ein Modell vom untersuchten Geoökosystem
entstehen. Da ein Geoökosystem extrem komplex ist, sollte
man sich bei der Bearbeitung auf einen wichtigen Teilaspekt beschränken.
Man
kommt damit zwangsläufig auf Modell-Typen:
- Entstehungsmodell mit historischem oder geomorphologischem
Schwerpunkt
- Funktionsmodell mit wirtschaftlichem bzw. geoökologischem
Schwerpunkt
- Veränderungsmodell mit sozialgeographischen
Ansätzen
- Gefährdungsmodell mit Inhalten der Hazard-Forschung
Die Vorgehensweise bei der Entwicklung eines
solchen Modells erfolgt stets nach ähnlichem Muster.
Am
Anfang steht das Erkennen eines verfolgenswerten Problems. Da
braucht es oft Hilfestellungen vom Profi. Der zweite Schritt
besteht im Assoziieren mit schon bekannten Wissensinhalten.
Der stete Vergleich zwischen verschiedenen Bildmaterialien führt
auf die grundsätzlichen Fragestellungen. Dann gilt es eine oder evtl. auch mehrere Arbeitshypothesen
aufzustellen. Das sind genau formulierte Vermutungen,
warum ein Sachverhalt gerade so und nicht anders aussieht. Nach
diesem Schritt gilt es nun diese Arbeitshypothesen zu verifizieren.
Ein Beispiel vom Gardasee versucht das Entstehungsmodell mit historischem und vor allem mit geomorphologischem Schwerpunkt umzusetzen. Ein ähnlicher Weg wird beim Beispiel La Palma - Erforschung einer Vulkaninsel beschritten.
Weiter zur sachgerechten Identifizierung von Objekten (=Strukturen) im Satellitenbild.