 Beispiel:
Borneo, SPOT, RGB=(NIR, Rot, Grün), 8.9.1997

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Plantagen: grau
sind Ackerflächen hellrot ist frische Vegetation
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Plantagen: schwarz
ist Brandrodungsfläche rot ist trop. Regenwald
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aktive Brandrodung im
tropischen Regenwald
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Kleinbauernland: dunkelrot:
tropischer Regenwald hellrot: Sekundärvegetation
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Satellitenbilder
zu interpretieren ist etwas schwieriger als dies bei Fotos oder
Landkarten ist. Ihre Interpretation gleicht eher der eines Bildes
von einem Künstler. Dies bezieht sich vor allem auf die Farbgebung,
die bei Satellitenbildern ausschließlich vom Bildautor bestimmt
ist. So braucht man, wie in der Kunst, auch hier viel Vorwissen,
um ein Satellitenbild fachgerecht interpretieren zu können. Zuerst
beginnt man das zu notieren, was man über die Bildentstehung weiß,
man erstellt den Steckbrief, der hier sehr umfangreich ist. Im
oberen Bild handelt es sich um Messwerte des französischen Satelliten
"SPOT" vom 8.9.1997 (Jahr des El Nino-Klima-Phänomens).
Im Bild sind die Spektralkanäle des Nahen Infrarot, des roten und
des grünen Lichts zu einem Falschfarbenbild komponiert. Rot
im Bild beschreibt das unsichtbare infrarote Licht, Grün
im Bild beschreibt die roten Farben der Landschaft, Blau
im Bild beschreibt die grünen Farben der Landschaft. Soweit die
Angaben des Steckbriefs. Im zweiten Schritt werden Beobachtungen
gesammelt und kurz(!) angesprochen: Regelmäßige Formen, zumeist
grau, wechseln mit unregelmäßigen Formen, zumeist rot und schwarz.
Ein natürlich geschwungenes schwarzes Band trennt die regelmäßigen
und unregelmäßigen Flächen voneinander. Vereinzelt treten blaugraue
Fahnen auf. Im dritten Schritt werden die Beobachtungen bewertet,
d.h. verglichen und interpretiert. (*) Bei den
regelmäßigen Formen handelt es sich um Flächen einer tropischen
Plantage. Grau beschreibt Ackerflächen, helles Rot beschreibt frisches
Grün auf diesen Parzellen (= Funktion). Schwarz sind frische Brandrodungsflächen,
hellblau die Rauchfahnen brennender Flächen. Hier ist das übliche
Verfahren zur Gewinnung neuen Kulturlandes erkennbar. Die zahlreichen
schwarzen Flächen zeigen den raschen Fortschritt (= Prozess). Die
lineare Struktur in der Mitte des Bildes ist ein Fluss. Östlich
des Flusses sind große Teile des Regenwaldes (dunkelrot) auch der
Brandrodung zum Opfer gefallen. Diese Flächen werden von Kleinbauern
genutzt (unregelmäßige Formen). Teilweise sind die Erschließungsstraßen
zu erkennen. Der tropische Sekundärwald ist an der hellen roten
Farbe zu erkennen. Die Legende wurde nach der Interpretation
unmittelbar am Bild eingefügt.
Besonders
Begabte ersetzen den 2.Teil der Interpretation nach dem (*) durch
eine frei erfundene Erzählung zum Geschehen, das zu diesem Bild
passt. Es sollte wie eine Bildreportage aussehen und das Bild "zum
Leben erwecken". Dazu müsste man sich mit dem Leben eines Neusiedlers
im Regenwald oder mit den Problemen eines Plantagenbesitzers in
den Tropen genauer auseinandersetzen. Im obigen Beispiel könnten
die Angaben aus einer Recherche
von 1997 helfen.
Die Theorie
zum Lernen:
Die Interpretation von
Satellitenbildern erfolgt in 3 Schritten:
1.
Steckbrief Satellitenmesswerte - Satellitensystem: -
Sensorsystem: - Copyright/Quelle/Autor: - Bildunterschrift: -
Verwendungszweck: - Geograph. Lagebezug: - Aufnahmezeitpunkt: -
Auflösung (=Maßstab): - Bildtyp:
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2. Beobachtungen
zu den geographischen Inhalten Die
Ergebnisse müssen in eine Strukturskizze und in einen
Entwurf einer Legende einfließen, dazu dienen die nachfolgenden
Gedanken.
Beobachten
= Erkennen, Benennen und Beschreiben
von - Elementen (Einzelheiten) -
Gruppierungen von Elementen (Ähnlichkeiten,
Oberbegriff) - punktuellen, linearen
und flächigen Strukturen (Zusammenhänge)
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Hilfsfragen: -
Was sind die auffallendsten Bildinhalte? Wie lassen
sie sich benennen? Wie kann man sie beschreiben? Wie
sind sie angeordnet?
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3. Bewertung
der geographischen Inhalte: Die
Ergebnisse münden in eine sorgfältig beschriftete Legende. Die
Legendenpunkte müssen evaluiert werden. Dazu dienen
die nachfolgenden Gedanken.
Bewerten
= Erkennen, Vergleichen und Interpretieren
von - Beziehungen, Vernetzungen, Abhängigkeiten
(Funktionen) - Veränderungen, Abläufen
(Prozesse).
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Insbesondere: -
Raumtypen sollten ermittelt werden, Bsp.: Naturlandschaft,
Industrielandschaft, ... -
Problemräume (Erosion, Abwanderung, Brache, ...) sind
zu fixieren.
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Bildtypen
bei Satellitenmessdaten: -
Quicklook - 1-Kanal-Bild, z.B. Temperatur -
2-Kanal-Berechnung, z.B. NDVI - 3-Kanal-Komposit,
z.B. Echtfarbenbild RGB=(321),
Falschfarbenbilder RGB=(341), =(543) - Hauptkomponenten-Komposit,
z.B. RGB=(123) - Klassifikation - Multitemporales
Komposit, z.B. Mai,Juni,Sept.
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Ein Fallbeispiel,
das zeigt, was
die einzelnen Farbkomposite erkennen lassen.
Mehr
dazu ...
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