Die Satellitengeographie ermöglicht einen grundlegend neuen Zugang zur geographischen Arbeitsweise - auch in der Schule.

Bei der Satellitengeographie zielt alles eher auf Unschärfe, auf Verallgemeinerung, auf einen fernen Betrachtungsstandpunkt. Der Naturbegegnung vor der Schultüre steht die Naturbeobachtung aus der Ferne gegenüber - zwei offensichtlich konkurrierende Ansätze.

So wie das Mikroskop eine Bereicherung der normalen Naturerfahrung ist, genauso ist es auch bei der Satellitengeographie. Lediglich die methodische Vorgehensweise ist umgekehrt zu der mit dem Mikroskop: Wir leben in der "Mikroskop-Welt", erst die globale Sicht des Satelliten verschafft den wahren Überblick und die Bewertungsmaßstäbe für "wichtige" oder "unwichtige", allgemeingültige oder singuläre Erscheinungen. Der Blick vom Satelliten erlaubt uns den nötigen Abstand. Die reale Naturbegegnung vor der Schultüre liefert in diesem Fall die Verifizierung von Satellitenmessdaten bzw. das tiefere Verständnis für Satellitendaten.
Eine Fortführung dieser Gedanken finden Sie unter
http://umweltspione.de/umwelt/ws_23_270303/050203/m6.htm 
bzw. unter http://satgeo.zum.de/satgeo/infos/i4.htm

Damit dies gewinnbringend in die Köpfe der Schüler eingehen kann, sind viele Tipps und Tricks für den Schulalltag nötig. Im Rahmen von Stundenskizzen werden Hilfen zum handlungsorientierten Unterricht mit den traditionellen und den neuen digitalen Medien geboten. Die Arbeit mit Bildverarbeitung und Internet gelingt ganz nebenbei, sie ist kein Thema, sie hat ausschließlich Werkzeugcharakter. (Der Umgang mit den neuen Werkzeugen muss aber auch einmal erlernt werden.) Das Betrachten von schönen Farbbildern allein bringt nur den halben Lerneffekt. Ohne die digitale Bildverarbeitung ist das eigentliche Ziel der Satellitengeographie im handlungsorientierten Unterricht nicht erreichbar, denn das "Sehen mit künstlichen Augen" ist nur über die digitale Bildverarbeitung erschließbar. Der handlungsorientierte Ansatz dazu lautet: Wie bereite ich die Messdaten zu einem Satellitenbild auf, damit eine Aussage zur Landschaft am besten sichtbar wird. Dies ist ein Äquivalent zur Suche eines bestmöglichen Standpunkts für ein Landschaftsfoto bei einer Exkursion. Das Kernproblem dabei: Ich muss zuvor wissen, was ich darstellen möchte. Dies bedeutet, dass ich als Lernender mein Wissen nicht aus den Satellitenbildern beziehe, sondern aus der Vernetzung unterschiedlichster Fakten mit dem Satellitenbild. Die Satelliten-Messdaten helfen unsere Vorstellungen über die Erde zu verifizieren, sie sind aber nicht selbsterklärend.

Diese Überlegungen sollen zeigen, dass die Vorgehensweise bei der Nutzung von Satellitenbildern für den Unterrichtserfolg von größter Bedeutung ist. Die Verwendung eines Satellitenbildes sollte zuerst assoziativ, d.h. illustrativ beginnen, dann interpretativ fortsetzen und erst in der Sekundarstufe II im digitalen Experiment (Erstellung eines Komposits, einer überwachten Klassifikation, ...) zur vollen Entfaltung kommen.

Anmerkungen zu den unterschiedlichen Ansatzpunkten finden Sie unter nachfolgenden Links:

assoziativ: http://satgeo.de/satgeo/beispiele/eule_a.htm

interpretativ: http://satgeo.de/satgeo/beispiele/eule _i.htm

experimentell: http://satgeo.de/satgeo/beispiele/eule _e.htm

Eine andere Überlegung steckt in der unterschiedlichen Auflösung von Satelliten-Bilddaten:
Die geringe Auflösung bei
globalen Satellitenbild-Mosaiken enthält gleichsam die Synthese von Satellitenmessungen. Diese Karten werden von Lehrern ohne Probleme akzeptiert, da sie gegenüber thematischen Atlaskarten viele Vorteile bieten (flächendeckende Messwerte, Naturnähe, Aktualität). Gleiches gilt für regionale Satellitenbild-Mosaike und Quicklooks in mittlerer Auflösung. Deshalb sollten globale und regionale Bildmaterialien beim schulischen Einsatz am Anfang stehen. Auch hier gilt: Stets zuerst die assoziative Erschließung, dann die Interpretation mit dem Ziel der Vernetzung des Vorwissens. Lokale Bilder brauchen eine möglichst hohe Auflösung, damit das Wiedererkennen eine Chance bekommt. Die topographische Zuordnung ist der assoziative Ansatz, erst in der Sekundarstufe II erfolgt dann die eigentliche Interpretation mit digitaler Bildaufbereitung.

Eine Matrix mit Beispielen zur Abfolge von Satellitenbildern:

Auflösung, Sicht

Assoziative
Nutzung

Interpretative
Nutzung

Experimentelle
Gestaltung

niedrig, global

http://www.ssec.wisc.edu/
data/comp/latest_cmoll.gif

http://www.ssec.wisc.edu/
data/sst/latest_sst.gif

http://satgeo.de/satgeo/
methoden/anwendungen/
klibild5.htm

mittel, regional

http://satgeo.de/satgeo/
methoden/anwendungen/
s104.htm

http://satgeo.de/satgeo/
methoden/anwendungen/
s106.htm

http://satgeo.de/satgeo/
beispiele/interpretation/
ndviueb.htm

hoch, lokal

http://satgeo.de/satgeo/
methoden/anwendungen/
s401.htm

http://satgeo.de/satgeo/
beispiele/garda/
gardasee.htm

http://satgeo.de/satgeo/
methoden/anwendungen/
lapalma/lapalma.htm

Aufgaben zu den obigen Quellen:

  1. Entwickeln Sie zum oberen Beispiel zur assoziativen Nutzung die im Bild enthaltenen Komponenten für eine assoziative Verknüpfung im Unterricht: Farben der Meere und Kontinente, Umrisse, Lage der Kontinente, Wolkengebilde, ...
  2. Versuchen Sie eine geordnete Interpretation des oberen Beispiels zur interpretativen Nutzung.

In dieser Vorbemerkung ging es bisher primär darum, mit welchen methodischen Ansätzen Satellitenbilder eingesetzt werden können. Entscheidend ist außerdem, mit welchen Daten der schulische Einstieg in die neue Materie am besten gelingt.

So sinnvoll der Weg "vom Nahen zum Fernen" in der Schulerdkunde didaktisch sein kann, so wenig ist er es in der Satellitengeographie. "Vom Fernen zum Nahen" ist der methodisch bessere Weg, denn im Detail liegen, wie so oft, die eigentlichen Probleme. Der globale Blick auf unsere Erde über Quicklooks und Satellitenbild-Mosaike ist in der Verallgemeinerung besser erfassbar als z.B. das detailreiche hochauflösende Falschfarben-Komposit des Nahraums der Schule. Bei letzteren möchte man alles besonders genau sehen, man möchte Farbunterschiede erklärt bekommen, man möchte wissen, wie es am Boden real aussieht. Ohne gute Fotos und gute Beschreibungen zur "Bodensicht" bleibt da vieles unbefriedigend. Wie solch eine Ausstattung mit Fotos und Texten aussehen kann, das zeigt der nachfolgende Link an den virtuellen Gardasee:
http://satgeo.de/satgeo/beispiele/garda/gardasee1.htm

Aufgabe: Gestalten Sie zu einem der Aussichtspunkte eine Aufgabe zur Interpretation eines Landschaftsfotos.

Ein weiterer Aspekt des "vom Fernen zum Nahen" liegt in der Verfügbarkeit von Daten. Ein hochaufgelöster Datensatz kostet im Minimum 620 EUR pro Szene von 185km x 180km. Nicht nur der Preis ist das Problem, auch die Verfügbarkeit. Von manchen Industriegebieten gibt es wegen der Smogsituation vielleicht 1 oder 2 gute Datensätze pro Jahr.

Testen Sie ein Gebiet Ihrer Wahl auf die Verfügbarkeit von originalen hochaufgelösten Satellitenbildern: http://glovis.usgs.gov

Bei globalen Daten ist dies anders: Die Wetterdienste und die Forschung sind an Bildern mit sehr hoher Wiederholrate interessiert. Geostationäre Wettersatelliten produzieren im 30-Minuten-Takt die Ansicht einer Halbkugel. Hierzu gibt es reichhaltige Archive, die z.T. über das Internet erreichbar sind. Außerdem ist die Benutzung dieser Ergebnisse recht unproblematisch: Bei globalen Messwertkarten (Temperatur, Wasserdampf, Ozon, Biomasse) wird sich kaum jemand über die geringe Auflösung oder die Gestaltung der Farblegende oder das Zustandekommen der Karte groß den Kopf zerbrechen. Die farbliche Differenzierung nur einer thematischen Komponente wird raumbezogen so wie eine Atlaskarte interpretiert. Dies gelingt bereits in der Unterstufe. Die noch kindliche Vorstellungsgabe füllt das abstrakte Bild, wenn nur der Lehrer den rechten Zugang schafft.

Folgerung:

Beginnen Sie mit den kostenlosen globalen Satelliten-Messwert-Karten aus dem Internet! Auch die kostenlosen Quicklooks sind gut für den assoziativen Einstieg in die Satellitengeographie geeignet. Hochaufgelöste Bilder dienen, soweit verfügbar, zur Vertiefung. Die Arbeit mit hochaufgelösten Originaldaten könnte in der 9.Jgst. beginnen.

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